Wie christlich wird die neue Regierung? Während Union und SPD über dem Kabinett Merz brüten, sorgt sich Missio-Präsident Dirk Bingener um die Zukunft des Religionsbeauftragten der Bundesregierung, denn noch ist offen, ob dieses Amt in der künftigen Regierung erhalten bleiben.
Und Bingener liegt fraglos richtig: Es hätte für Millionen christlicher Wähler einen seltsamen Nachgeschmack, wenn ausgerechnet in einer von Christdemokraten geprägten Regierung das Amt des Religionsbeauftragten abgeschafft würde. Der Einsatz für verfolgte Christen, der von Unionspolitikern wie Volker Kauder exemplarisch geleistet wird, gehört schließlich zur DNA der Union.
Religion nur als außen- und entwicklungspolitisches Thema?
Gleichwohl taucht jedoch die alte Frage auf, wie es die Christdemokraten mit der Religion halten. Denn der Beauftragte für Religions- und Weltanschauungsfreiheit wäre in einer schwarz-roten Regierung nicht zwangsläufig Christ. Er müsste nicht einmal religiös sein, wie Amtsinhaber Frank Schwabe (SPD) zeigt: Er legt nach eigenen Angaben Wert darauf, „dass wir insgesamt verstehen, dass es nicht darum geht, ob man selber religiös ist.“
Der implizite Gedanke, Religion sei lediglich auf ein außenpolitisches und entwicklungspolitisches Thema herunterzubrechen, weil die Mehrheit der Menschen auf der Welt eben religiös ist, dürfte den Väter des Grundgesetzes ebenso verblüfft haben wie viele Wähler der Unionsparteien. Von daher relativiert sich Bingeners Befürchtung: Schneidet man das Amt des Religionsbeauftragten unter den Vorzeichen der Selbstsäkularisierung zurück, ließe sich der Verlust verschmerzen. Wo, wenn nicht für dieses Amt, soll die Union einen überzeugten Christen vorweisen?
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