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Deutsche Franziskaner für Frauen in Weiheämtern

Neues Positionspapier veröffentlicht. Franziskaner sprechen sich für den Zugang von Frauen zu Weiheämtern, ein kritisches Überdenken des Zölibats und die Änderung der kirchlichen Sexualmoral aus. Der neue Provinzialminister outet sich als homosexuell.
Steinplatte
Foto: imago-images.de | Die Franziskaner in Deutschland sprechen sich für Zugang von Frauen zu Weiheämtern, ein kritisches Überdenken des Zölibats und die Änderung der kirchlichen Sexualmoral aus.

Die Deutsche Franziskanerprovinz spricht sich für eine gleichberechtigte Zugangsmöglichkeit von Frauen und Männern zu den Weiheämtern aus. Das geht aus einem Positionspapier hervor, welches anlässlich der Tagung des Provinzkapitels vom 6. bis zum 10. Juni bei Osnabrück verfasst wurde. Rund 60 Brüder haben laut Internetauftritt der Deutschen Franziskaner an dem Treffen teilgenommen.

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Geben und Nehmen

Unter dem Titel „Kirche sein in der Freiheit der Kinder Gottes“ detaillieren die Franziskaner ihre Vision der Kirche. Neben der Priesterweihe für Frauen gehöre die Zukunft einer Kirche, „in der Leitungsdienste auf Zeit übertragen werden und nicht notwendigerweise an die sakramentale Weihe gebunden sind“. Auch sei in einer „Kirche der Vielfalt“ die Verschiedenheit nicht nur der ethnischen, sozialen und kulturellen Herkunft, sondern auch der geschlechtlichen Identität und sexuellen Orientierung wertzuschätzen.

In Bezug auf die Schöpfungsverantwortung der Kirche solle diese „in der Klimakrise konsequente Schritte zu einem nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen“ gehen, so das Papier. Der missionarische Auftrag der Kirche solle sich im „weltweiten Dialog im gegenseitigen Geben und Nehmen“ äußern, sowie durch das prophetische Engagement der Kirche für Gerechtigkeit und Frieden, so der Text.

Moral dient nicht dem Leben

Das Kapitel der Deutschen Franziskanerprovinz hat Br. Markus Fuhrmann zum neuen Provinzialmeister gewählt. Wie MK-Online berichtet, hatte sich der Franziskanerbruder bereits vor seiner Wahl als homosexuell geoutet. Im Interview mit dem Onlineportal des „Münchner Kirchenradios“ erklärtFuhrmann mit Blick auf die kirchliche Sexualmoral: „So, wie diese Moral bislang offiziell gelehrt wird, dient sie nicht dem Leben. Sie muss sich verändern beziehungsweise weiterentwickeln.“ Er stehe persönlich hinter den Bestrebungen des Synodalen Weges und sei für ein kritisches Überdenken des Zölibats in der priesterlichen Lebensform sowie für den Zugang für Frauen zu Weiheämtern.

Sein persönliches Outing sei für Fuhrmann eine Frage der eigenen Wahrhaftigkeit gewesen. Damit verbindet er ein Statement zur kirchlichen Position. „Wenn ich selbst schwul bin, dann möchte ich zeigen, dass ich damit auch in diesem Amt Teil der Kirche sein kann.“

Institutionelle Heuchelei

Das sei deshalb wichtig, weil dies in der Kirche nicht vorgesehen sei. „In unserer Kirche gibt es leider viel zu viel institutionelle Heuchelei“. Er wolle dafür werben, „das doch mal als Chance zu sehen, dass wir als Kirche bunt sind, dass die Kirche (auch) queer ist, dass das von Gott gewollt ist, dass dies der Schöpfungsvielfalt entspricht und deshalb ganz normal ist“, meint der Provinzialmeister der Deutschen Franziskaner. Nach eigenen Angaben leben in der Deutschen Franziskanerprovinz heute etwa 300 Franziskaner in rund 35 Klöstern. DT/fha

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