In der Diözese Mechelen-Brüssel ist mit Luc Terlinden (55) Anfang September ein neuer Erzbischof in sein Amt eingeführt worden. Diese Position ist nicht nur für die belgischen Katholiken von herausgehobener Bedeutung. Denn obwohl Mechelen aus historischen Gründen zuerst genannt wird, wirkt der Brüsseler Bischof durchaus wahrnehmbar in der europäischen Hauptstadt.
Zudem ist Terlindens Vorgänger, Kardinal Jozef De Kesel, in dieser Funktion zugleich Primas der katholischen Kirche in Belgien gewesen. Die Bischofsweihe fand bei strahlendem Sonnenschein in der restlos überfüllten Mechelner Sankt-Rubold-Kathedrale sowie im Garten des erzbischöflichen Palais am Wollemarkt statt.
Kein Bedürfnis nach Karrierismus
Neben König Philippe und Königin Mathilde sowie allen belgischen Bischöfen nahmen zahlreiche Ehrengäste aus dem In- und Ausland an der zweistündigen Ordinationsfeier teil. So waren aus Luxemburg Kardinal Jean-Claude Hollerich angereist sowie aus Paris Erzbischof Laurent Ulrich. Der Rotterdamer Bischof Hans van den Hende vertrat die niederländische Bischofskonferenz. Als einziges Nachbarland hatte die katholische Kirche in Deutschland keinen offiziellen Vertreter entsendet, was in Brüssel durchaus zur Kenntnis genommen wurde.
Der neue Erzbischof-Metropolit von Mechelen-Brüssel Luc Terlinden war ausdrücklicher Wunschkandidat von Papst Franziskus für diese Funktion. Sowohl in der Kathedrale als auch im Garten, wo mehr als fünfhundert Menschen über eine große Leinwand mitfeierten, herrschte eine fromme und familiäre Atmosphäre. Zuweilen brandeten sogar fröhlicher Applaus und Jubel auf, zum Beispiel als Kardinal Jozef De Kesel seinem Nachfolger die Mitra des Bischofs angelegt hatte und noch bevor er ihm seinen Bischofsstab überreichen konnte. Der perfekt zweisprachige Brüsseler Terlinden studierte zunächst Wirtschaftswissenschaften an der französischsprachigen und niederländischsprachigen Universität Leuven. Kurz vor seinem 31. Geburtstag wurde er zum Priester geweiht – eine etwas späte Berufung.
„Kein Bedürfnis nach Beförderung oder Karrierismus hat Sie hierhergeführt“, sagte Kardinal De Kesel in seiner Ansprache. Vielmehr habe den neuen Erzbischof ein Gefühl angetrieben, wie Charles de Foucauld einmal schrieb: „Sobald ich glaubte, dass es einen Gott gibt, wurde mir klar, dass ich nicht anders leben konnte als für ihn.“ Luc Terlinden ist Mitglied der Priesterbruderschaft Charles De Foucauld. Seine Stimme wurde brüchig, als er sich in seiner Dankesrede an seine verstorbenen Eltern wandte, „die sich dort oben auf diesen Tag in ganz besonderer Weise freuen müssen“. Ihnen rief er zu: „Während sie über meine Freiheit wachten, wachten sie gleichermaßen über die Erfüllung meiner Berufung.“
Er verkörpert ein bestimmtes Zukunftsbild der Kirche
Terlinden ist ein Mann der Tat und verkörpert ein bestimmtes Zukunftsbild der Kirche mit einer gewissen Aufmerksamkeit für das Alltägliche und brüderliche Einbeziehung. So wurde während des Feiergottesdienstes in der Mechelner Kathedrale auch ein Raum zur Verfügung gestellt, in dem Mütter ihre Babys stillen konnten. In seiner Dankesrede bezog sich Terlinden nicht nur auf die Heiligen Franz von Assisi und Charles De Foucauld, sondern auch auf Pater Damiaan De Veuster, den belgischen Heiligen von Molokai, der nur wenige Kilometer von Mechelen entfernt geboren wurde. „Damiaan hatte einen starken Charakter, aber auch ein demütiges Herz, ohne das er dem Ruf Jesu, alles aufzugeben, um Bruder des Aussätzigen von Molokai zu werden, nicht hätte folgen können. Damien sagte nicht ‚Ich und die Aussätzigen‘, sondern ‚Wir Aussätzigen‘. Er lädt uns ein, durch die Demut des Herzens in den Ecken des Daseins brüderlich zu leben. Wo wird unser Molokai sein?“
Die verlesene päpstliche Ernennungsbulle umreißt ausdrücklich den Weg, den der Bischof von Rom von der belgischen Kirche unter der Führung ihres neuen Pfarrers einschlagen soll: den Weg der Synodalität, der Begegnung und des Zuhörens, im Dialog und in der Unterscheidung. „Papst Franziskus weist auch deutlich darauf hin, dass die Demut des Herzens eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, diesem synodalen Weg zu folgen“, betonte Terlinden.
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