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Anglikanische Kirche plant neue Formen der Gottesrede

Die Church of England gründet eine Arbeitsgruppe für gendergerechte Sprachformen.
Fenster mit einer Darstellung der Dreifaltigkeit
Foto: Guy Fleury (KNA) | Bald soll in der anglikanischen Kirche "Gott Vater" auch "Gott Mutter" genannt werden. Bild: Fenster mit einer Darstellung der Dreifaltigkeit, im ehemaligen Kloster Saint-Hilaire in Poitiers (Frankreich).

In der Church of England wird derzeit über eine Revision liturgischer Texte debattiert. Zahlreiche Kirchenvertreter halten diese für notwendig, weil sie der Überzeugung sind, dass die männlichen Anredeformen für Gott nicht mehr zeitgemäß sind. Viele Priester und Bischöfe verwenden aus diesem Grund schon seit Jahren Alternativen und sprechen statt von „Ihm“ von „Gott“ oder verwenden statt des Pronomens „he“ „they“ oder „them“.

Gott sowohl Vater als auch Mutter

Auch das „Vaterunser“ wird aus diesem Grund in einigen Gemeinden ergänzt, sodass Gott sowohl als Vater als auch als Mutter angesprochen wird. Ob die Revision der Texte auch traditionelle Kirchenlieder betreffen sollte, ist umstritten. Einige Kirchenvertreter fordern auch hier Revisionen, andere verweisen darauf, dass diese Gesänge von vielen – vor allem von denjenigen Gemeindemitgliedern, die den Gottesdienst regelmäßig besuchen – auswendig beherrscht werden und daher ihren überlieferten Originaltext behalten sollten.

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Insgesamt aber herrscht Einigkeit darüber, dass eine Reform der Gottesrede dringend vonnöten sei. Der Vorsitzende der Anglikanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Justin Welby, verweist dabei auf die überlieferte negative Theologie, die besagt, dass von Gott ohnedies nur in Annäherungen gesprochen werde und eine eindeutige Zuordnung als männlich daher unangemessen sei.

Zugleich bekräftigte ein Sprecher der Church of England auf vermehrte Anfragen besorgter Gläubiger aber, dass es absolut keine Bestrebungen gebe, die gegenwärtig in Gebrauch befindlichen liturgischen Texte substantiell zu verändern, und dass etwaige Reformen eines langwierigen legislativen Prozesses bedürften. Es sei aber geplant, die in der Heiligen Schrift überlieferten vielfältigen Formen der Gottesrede deutlicher zu berücksichtigen, und die dort zu lesenden weiblichen Bilder des mütterlich für sein Volk sorgenden Gottes stärker in der Liturgie erfahrbar zu machen und in die Texte neuer Lieder für den Gottesdienst einzubinden.  DT/bst

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