Die Marginalisierung aller Kirchen in der säkularisierten Gesellschaft sei zugleich eine Chance, meinte der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, am Donnerstagabend beim „Ökumenischen Symposion 2021“ in Wien. „Hinter uns stehen nicht mehr katholische oder protestantische Nationen.“ Er sehe eine Chance im „Eingestehen unserer Armseligkeit“, dass sich die christlichen Konfessionen wirklich begegnen anstatt einander zu bekämpfen.
Schönborn: Orthodoxer Mönch hat Liebe zu Kirchenvätern entflammt
Kardinal Schönborn bekannte in einem Rückblick auf sein eigenes Leben, dass ein orthodoxer Mönch in ihm 1968 „die Liebe zu den Kirchenvätern grundgelegt“ habe und auch jene zur Orthodoxie. Schönborn war damals ein junger Dominikanerpater in Paris und nach eigener Aussage „in der Psychoanalyse zuhause“. Die Begegnung mit dem orthodoxen Mönch habe bei ihm „die Liebe zu den Kirchenvätern entflammt“. Zur Zukunft der Ökumene zitierte der Wiener Kardinal ein Wort von Papst Benedikt XVI., der 2012 gemeint hatte, es gehe in der Ökumene letztlich darum, „dass wir aufeinander hören und voneinander lernen, was es heute heißt, Christ zu sein“.
Als eine der größten aktuellen Herausforderungen des ökumenischen Dialogs sieht Schönborn den immensen Erfolg der Pfingstkirchen. Die sogenannten Pentekostalisten verzeichneten derzeit das größte Wachstum unter allen christlichen Gemeinschaften. Nach Angaben der an der Hochschule St. Georgen lehrenden Theologin und Orientalistin Theresia Hainthaler zählen die Pfingstkirchen weltweit rund 500 Millionen Mitglieder.
Sie zeichneten sich durch eine geringe institutionelle Dichte und geringe Stabilität aus, aber auch durch ein rasches Wachstum. Man könne von einer „vierten Form des Christseins“ sprechen, so Hainthaler. DT/sba
Lesen Sie einen ausführlichen Bericht über das „Ökumenische Symposion 2021“ in der kommenden Ausgabe der Tagespost.