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Orthodoxie und Eliten sind eng verwoben

Kurz vor dem Papstbesuch schildert der katholische Erzbischof von Athen, Theodoros Kontidis, im „Tagespost“-Interview die orthodoxe Dominanz in Griechenland.
Papst Franziskus auf Lesbos
Foto: Osservatore Romano (KNA) | Papst Franziskus besucht die griechische Insel Lesbos am 16. April 2016. Im Bild zu sehen: Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., Papst Franziskus und Hieronymus II., Erzbischof von Athen.

In Griechenland gibt es keine Gleichberechtigung der Religionen und Konfessionen. Die Orthodoxie ist laut griechischer Verfassung die „vorherrschende Religion“ des Landes und genießt zahlreiche Privilegien.

Angespannte ökumenische Lage

Wenige Tage vor dem Besuch des Papstes in der griechischen Hauptstadt schildert der katholische Erzbischof von Athen, Theodoros Kontidis, im „Tagespost“-Interview die angespannte ökumenische Lage: „Es gibt Theologen und Bischöfe, die feindselig sind, aber auch sehr freundliche. Mitunter ist es für sie intern schwierig, die Einheit zu wahren angesichts unterschiedlicher Sichtweisen. Es gibt kleine Gruppen, mit denen wir im Privaten offen und freundschaftlich diskutieren, aber öffentlich will die Orthodoxie den Eindruck der Distanz erwecken.“

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Die Orthodoxie sei ein maßgeblicher Teil der griechischen Geschichte und Gesellschaft, so Erzbischof Kontidis. „Orthodoxie und gesellschaftliche Eliten sind eng verwoben, auch wenn es immer wieder Zusammenstöße zwischen ihnen gibt.“ Grundsätzlich habe die katholische Kirche mit der Rolle der Orthodoxie in der Gesellschaft kein Problem. Der Erzbischof, der selbst zur Minderheit der etwa 50.000 griechischen Katholiken zählt, stellt jedoch klar: „Wir als katholische Kirche wollen keineswegs den gleichen Status haben wie die Orthodoxie. Wir bevorzugen eine Anerkennung, die unsere Unabhängigkeit vom Staat respektiert.“

95 Prozent der Griechen würden sich selbst als orthodox identifizieren, meint Kontidis. „Selbst wenn sie sich ihrer Kirche nicht verbunden fühlen, sehen sie sich in dieser Tradition. Hier gibt es keine Feindseligkeit gegenüber der eigenen Tradition, Geschichte und Spiritualität. Es geht um ein Bewusstsein der Identität und Zugehörigkeit, weniger um die persönliche Lebensführung.“ Vor allem in ländlichen Gebieten gebe es bis heute „sehr anti-katholisch eingestellte Priester“, die auch die katholische Taufe nicht akzeptieren, was bei gemischtkonfessionellen Trauungen ein Problem darstellt.  DT/sba

Lesen Sie das ganze Interview mit dem Erzbischof von Athen und einen Hintergrund zur Lage der Orthodoxie in Griechenland in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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