In einem Gastbeitrag für die „Herder-Korrespondenz“ wirft die evangelische Theologin Ellen Ueberschär Joseph Ratzinger vor, als Leiter der Glaubenskongregation wie als Papst Benedikt XVI. eine „vormoderne, triumphalistische Theologie und hierarchische Kirchenstruktur“ vertreten und befördert zu haben. Diese Strukturen erwiesen sich nun als „reformunfähig, inhuman und antiaufklärerisch“.
Ohly: Äußerungen verhindern ernsthaftes theologisches Ringen um Ökumene
Diese Einschätzung kritisiert Christoph Ohly, der Vorsitzende des Neuen Schülerkreises Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI. gegenüber der „Tagespost“: Dass eine „solch konfessionalistische Entgleisung in der heutigen Zeit noch möglich ist und von einer theologischen Fachzeitschrift und einem kirchlichen Internetportal verbreitet wird“, müsse bestürzen. Die Äußerungen zerstörten „gewachsenes ökumenisches Vertrauen“ und verhinderten ein ernsthaftes theologisches Ringen im Bereich der Ökumene.
Was der Beitrag der evangelischen Theologin Ueberschär darlege, sei pauschalisierend und würde eine „erschreckende Unkenntnis“ der Theologie Ratzingers sowie auch der katholischen Ekklesiologie und ihrer ökumenisch relevanten Dimensionen belegen, so der Trierer Kirchenrechtler. Die geistliche Reform der Kirche und das ökumenische Anliegen seien für den emeritierten Papst stets von herausragender Bedeutung gewesen. „Das belegen nicht nur seine Gesammelten Schriften, sondern auch seine unzähligen persönlichen Freundschaften im Raum der Ökumene“, meint Ohly.
Urteil Ueberschärs pauschalisierend und verletzend
Ueberschär sei „im Sinne einer freundlichen Einladung“ zu empfehlen, so Ohly, sich vor der Veröffentlichung eines solchen pauschalisierenden und verletzenden Urteils tatsächlich mit der Theologie Ratzingers „eingehend und unvoreingenommen“ zu beschäftigen.
DT/mlu
Die Hintergründe zu diesem Thema finden Sie in der Wochenausgabe der Tagespost. Kostenlos erhalten Sie die Zeitung hier.