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Papst belässt Woelki im Amt, gewährt viermonatige Auszeit

Der Papst attestiert dem Kölner Kardinal große Fehler, jedoch kein rechtswidriges Handeln in der Missbrauchs-Aufarbeitung. Auch die Weihbischöfe Schwaderlapp und Puff bleiben im Amt.
Entscheidung im Fall Woelki
Foto: Sebastian Gollnow (dpa) | Bleibt im Amt, bekommt aber mehrere Monate Bedenkzeit: der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki.

Kardinal Rainer Maria Woelki wird weiter im Amt des Kölner Erzbischofs bleiben. Wie der Vatikan am Freitagmittag über die Apostolische Nuntiatur in Berlin mitteilte, habe sich nach der Apostolischen Visitation des Erzbistums im Juni kein Hinweis darauf ergeben, dass Woelki im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs rechtswidrig gehandelt habe. Auf Woelkis eigenen Wunsch hin gewährt der Papst dem Kardinal jedoch eine geistliche Auszeit, die Mitte Oktober beginnen und bis zum Beginn der Österlichen Bußzeit andauern soll.

Entschlossen, Verbrechen des Missbrauchs aufzuarbeiten

Wörtlich heißt es in der Mitteilung des Heiligen Stuhls: "Die Behauptungen, der Kardinal habe, insbesondere durch das anfängliche Zurückhalten einer ersten Studie, vertuschen wollen, wird durch die inzwischen publizierten Fakten und die durch den Heiligen Stuhl geprüften Dokumente widerlegt."  Die Entschlossenheit des Erzbischofs, die Verbrechen des Missbrauchs in der Kirche aufzuarbeiten, sich den Betroffenen zuzuwenden und Prävention zu fördern, zeige sich nicht zuletzt in der Umsetzung der Empfehlungen der zweiten Studie, mit der er bereits begonnen hat.

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Dennoch attestiert der Papst Kardinal Woelki "große Fehler": zum einen in der Herangehensweise an die Frage der Aufarbeitung insgesamt, aber auch auf der Ebene der Kommunikation. Dies habe wesentlich dazu beigetragen, dass es im Erzbistum zu einer Vertrauenskrise gekommen sei, "die viele Gläubige verstört".

Papst Franziskus zählt aber weiter auf Woelki, wie er diesem in der vergangenen Woche bei einem Gespräch im Vatikan verdeutlicht habe, und er "anerkennt seine Treue zum Heiligen Stuhl und seine Sorge um die Einheit der Kirche". Offenkundig sei aber auch, "dass Erzbischof und Erzbistum einer Zeit des Innehaltens, der Erneuerung und Versöhnung bedürfen". Dies habe Franziskus dazu veranlasst, Kardinal Woelki die erbetene geistliche Auszeit zu gewähren. Bis zu Woelkis Rückkehr wird Rolf Steinhäuser als Apostolischer Administrator die ordnungsgemäße Verwaltung des Kölner Erzbistums übernehmen.

Schwaderlapp und Puff bleiben im Amt

Zudem entschied Papst Franziskus, den Amtsverzicht der Kölner Weihbischöfe Dominik Schwaderlapp und Ansgar Puff nicht anzunehmen. Bei beiden Bischöfen seien in ihren früheren Verantwortlichkeiten "vereinzelt Mängel in der Behandlung von Verfahren festzustellen, nicht aber die Intention, Missbrauch zu vertuschen oder Betroffene zu ignorieren". Schwaderlapp habe darum gebeten, vor seiner Rückkehr in den Dienst als Weihbischof im Erzbistum Köln für ein Jahr als Seelsorger in der kenianischen Erzdiözese Mombasa arbeiten zu dürfen. Dieser Bitte entspricht Papst Franziskus. Puff werde seinen regulären Dienst unmittelbar wiederaufnehmen.  DT/mlu

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