In der aktuellen Debatte über die von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) vorgeschlagene Neuordnung der Priesterausbildung hat der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki betont, dass die theologischen Fakultäten und Institute weitaus mehr als Ausbildungsstandorte seien. „Sie sind Zentren der wissenschaftlichen Erforschung des christlichen Glaubens, der Frage nach Gott und des Dialogs von Glaube und Vernunft", so Woelki im Gespräch mit der "Katholischen Nachrichten-Agentur" (KNA). Die Vorschläge der Arbeitsgruppe der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste nannte er „ausdrücklich Grundlage für weitere Diskussionen und Überlegungen“.
Theologie muss institutionell in den Universitäten verankert sein
Woelki, der auch Vorsitzender der DBK-Kommission für Wissenschaft und Kultur ist, erklärte, dass für die Zukunft der theologischen Fakultäten in Deutschland nicht statistische Daten entscheidend seien, sondern die wissenschaftliche Qualität von Forschung und Lehre und der interdisziplinäre Dialog mit den anderen Wissenschaften, betonte Woelki. „Deshalb ist es für die Theologie – und damit auch für die Kirche – von hoher Bedeutung, dass die Theologie institutionell in den Universitäten verankert ist, die ja der Ort des wissenschaftlichen Dialogs sind.“
Auf die Frage, wie es gelingen könne, Relevanz der theologischen Forschung und Lehre einerseits für die Kirche und andererseits für den interdisziplinären Dialog an den Universitäten neu zu stärken, antwortete der Kölner Kardinal: „Die katholische Theologie kennt eine fachliche Bandbreite wie kaum eine andere wissenschaftliche Disziplin, ein Theologiestudium ist in sich schon interdisziplinär.“ Die Theologie sei von ihren Anfängen her eine dialogische Wissenschaft, die ohne den Bezug zu anderen Wissenschaften und zu den gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart gar nicht denkbar sei. Ohne die Theologie könnte die Kirche ihre Sendung in der heutigen Gesellschaft gar nicht erfüllen, so Woelki.
Stärker als bisher neue Wege gehen
Der Kölner Erzbischof forderte zudem eine Bereitschaft, „stärker als bisher neue Wege zu gehen und insbesondere sprachliche Hürden zu überwinden“. Der Blick der Theologie müsse immer wieder auch in andere Wissenschaftssysteme und kulturelle Räume gerichtet werden. Dort werde die Theologie mit anderen Fragen konfrontiert. „Was erforscht die afrikanische Theologie? Welche Ansätze werden in Lateinamerika vertreten? Die für mich spannende Frage ist, was die europäische Theologie hier lernen kann.“
DT/mlu
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