Nach der abgesagten Veröffentlichung der Studie zum Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln bittet der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki die Kirchengemeinden um Geduld. Man halte weiter daran fest, „Fehler, die gemacht wurden, klar zu benennen und dabei sowohl die verantwortlichen Personen wie auch unsere Strukturen ohne falsche Rücksicht in den Blick zu nehmen“. So äußerte sich Woelki in einer persönlichen Erklärung, die eigentlich am vergangenen Sonntag in den Gemeindegottesdiensten verlesen werden sollte. Aufgrund des Coronavirus waren jedoch alle Gottesdienste im Erzbistum abgesagt worden.
Woelki nennt keinen neuen Termin
In der Erklärung des Kölner Erzbischofs heißt es weiter, dass sich der Zeitplan ändere, jedoch nicht das Ziel. Ursprünglich hatte die vom Erzbistum beauftragte Münchner Kanzlei „Westpfahl Spilker Wastl“ vergangenen Donnerstag die Ergebnisse ihrer Recherchen in den Personalakten der Erzdiözese vorstellen sollen. Die Veranstaltung wurde aber zwei Tage vorher mit der Begründung abgesagt, dass die geplante Nennung von Verantwortlichen wie früheren Bischöfen, Generalvikaren oder Personalverantwortlichen noch einer rechtlichen Klärung und Absicherung bedürfe.
Dennoch äußerte Kardinal Woelki seine Zuversicht, dass die Kanzlei ihre Arbeit bald abschließen könne. Einen neuen Termin für die Präsentation der Ergebnisse könne und wolle er noch nicht nennen. Wichtiger als Geschwindigkeit seien Sorgfalt und Gründlichkeit. „Wir meinen es ernst mit der Aufklärung, die wir angekündigt haben und werden unser Versprechen einlösen“, so Woelki. Zuvor hatte auch der Kölner Generalvikar Markus Hofmann im Gespräch mit dem Portal „Domradio.de“ erklärt, dass man an der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie festhalten wolle.
Studie im Herbst 2018 in Auftrag gegeben
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatte die Studie im Herbst 2018 in Auftrag gegeben. Der Untersuchungszeitraum reicht zurück bis 1975 und umfasst die Amtszeiten der Kardinäle Joseph Höffner (Erzbischof von 1969 bis 1887) und Joachim Meisner (1989 bis 2014). Auf den Prüfstand kommen auch die Personalchefs und Generalvikare als Leiter der Kirchenverwaltung, darunter Norbert Feldhoff. Aber auch die Arbeit seiner Nachfolger, des heutigen Kölner Weihbischofs Dominikus Schwaderlapp und des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße, sind Gegenstand der Untersuchung. Zur Personalkonferenz gehörten oder gehören auch der Chef des Priesterseminars sowie der Leiter des Kirchengerichts - seit 1995 Günter Assenmacher.
DT/mlu
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