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Die Eucharistiefeier muss als Opfer begangen werden

Die heilige Messe ist nicht nur eine Mahlfeier.
Eucharistiefeier inNotre Dame - Paris
Foto: imago stock&people | Eucharistiefeier in der Kathedrale Notre Dame in Paris.

Seit dem Konzil ist die Messe kein Opfer mehr!“, meinte ein Professor in einer Predigt im Priesterseminar einst. Diese Meinung aus den 80er Jahren hat sich vielerorts durchgesetzt. Aber die heilige Messe ist vor und nach dem Konzil ein Opfer und zwar das Opfer Christi, des ewigen Hohenpriesters, das er vor 2000 Jahren ein für alle Mal am Kreuz dargebracht hat, das heute noch auf unblutige Weise in persona Christi auf den Altären seiner Kirche von eigens dazu geweihten Priestern dargebracht und so gegenwärtig wird, dass die Gläubigen sich mit ihrem ganzen Leben, mit allem, was sie sind und haben, in das Opfer Christi hineinnehmen lassen können. Daher fordert Petrus die Gläubigen auf: „Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen“ (1 Petrus 2,5).

Das allgemeine Priestertum wird durch die vom Konzil so klar geforderte und geförderte participatio actuosa praktiziert, durch die tätige Anteilnahme der Gläubigen an der Eucharistie. Weil Jesus Christus als der Gekreuzigte und Auferstandene der ewige Hohepriester ist, „kann er auch die, die durch ihn vor Gott hintreten, für immer retten; denn er lebt allezeit, um für sie einzutreten“ (Hebräer 7,25). Darum geht es im Messopfer: durch Christus vor Gott hintreten. Wäre die heilige Messe kein Opfer mehr, gäbe es im Christentum weder Priester noch allgemeines Priestertum.

Das Zweite Vaticanum steht gegen professorale Behauptungen

Das Zweite Vatikanische Konzil und das nachkonziliare Messbuch widersprechen dem besagten Professor klar und deutlich. Aber wäre es so schlimm, wenn der Professor recht gehabt hätte? Ja, denn es geht hier nicht um eine Nebensächlichkeit oder eine Geschmacksfrage. Daher das von Mutter Teresa überlieferte Wort: „Eine heilige Messe ist viel mehr wert als 1000 Jahre Dienst an den Armen in Kalkutta!“ Es wäre eine Katastrophe, wenn die Behauptung, die Messe sei seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil kein Opfer mehr, nicht nur von einem Professor, sondern von der Kirche gelehrt würde. Fehlt das Messopfer, wird den Gläubigen die Möglichkeit genommen, die Kraft zu ihrem Lebensopfer aus der Vereinigung mit dem Opfer Christi in der Messe zu empfangen.

Die Kommunion des Leibes Christi stärkt ja nicht auf magische Weise, sondern setzt die richtige Haltung im Empfangenden voraus. Diese wird gebildet in der Vereinigung menschlicher und göttlicher Freiheit, die in Christus vollendet ist – daher die Bitte: „Bilde unser Herz nach Deinem Herzen!“ Dem entspricht die Haltung, die Mutter Teresa für die Messe empfiehlt: „Euer Leben muss gewoben werden um die heilige Messe. Richtet eure Augen auf ihn, der das Licht ist; bringt eure Herzen ganz nahe zu seinem göttlichen Herzen; bittet ihn um die Gnade, ihn zu erkennen, um die Liebe, ihn zu lieben, um den Mut, ihm zu dienen. Sucht ihn sehnsüchtig.“

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... mit allen Engeln und Heiligen

Für besondere Berufungen wäre die angebliche Abschaffung des Messopfers katastrophal: Wenn es nicht Jesus Christus ist, der in seiner Kirche lebt und wirkt, der „in der Kraft des Heiligen Geistes … in seiner Kirche immerdar gegenwärtig“ ist – warum sollte jemand dann freiwillig sein Leben opfern für den Dienst in der Kirche? Die Verpflichtung zu Ehelosigkeit, Gehorsam, Armut ergibt doch nur Sinn, wenn es wirklich um etwas geht, das von Gott kommt; wenn diese evangelischen Räte ein Opfer im Dienst Gottes empfehlen; wenn sie diese Welt durchsichtig machen für das Himmelreich.

Das Messopfer verbindet beides: In Gottes Dienst an den Menschen öffnet sich der Himmel – weshalb wir im Hochgebet mit allen Engeln und Heiligen, die Gottes Angesicht schauen, das „Heilig, heilig, heilig“ singen – und alle Gläubigen sind eingeladen, sich mit dem Opfer Christi zu verbinden, das gegenwärtig wird in der heiligen Messe. Wie Jesus im Garten Gethsemani und am Kreuz sich an den Vater gewandt hat, ihm seinen Eigenwillen aufgeopfert und sein Leben voll Vertrauen in die Hände des Vaters gelegt hat, so tritt der Priester im Hochgebet für die Gläubigen vor den Vater, streckt die Hände über die Opfergaben aus und betet, der Heilige Geist möge auf sie herabkommen und bewirken, dass sie zum wahren Opfer im Geiste werden, zum Leib und Blut seines geliebten Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, der als der Menschgewordene, Gekreuzigte, Gestorbene und Auferstandene vor dem Vater steht.

„Damit die Kirche als ganze „Sakrament des Heils für die Welt“ werde,
müssen alle Gläubigen sich verwandeln lassen, 
indem sie sich in das Opfer Christi hineinnehmen lassen“

Grundsätzlich existenziell wird es für die Priester: Ohne Opfer keine Priester. In den Religionen gibt es Priester nur, wo Opfer dargebracht werden für die Gläubigen durch den Dienst der Priester. Kein Priester ohne Opfer. Wegen der Brand- und Rauchopfer und wegen der Abscheulichkeiten, die mit dem priesterlichen Dienst in den Religionen der Antike verbunden waren, vermeidet das Neue Testament es, die „Verwalter der Geheimnisse Gottes“ mit dem Begriff „Priester“ zu bezeichnen, der in anderen Religionen üblich war. Der Sache nach geht es beim Priestertum des Neuen Bundes jedoch um einen priesterlichen Dienst, auch wenn es in ihm um ein geistliches Opfer geht. Denn Jesus Christus ist der ewige Hohepriester des Neuen Bundes, der sich selbst zum Opfer darbringt.

Dabei ist zwar ein Mensch auf grausame Weise getötet worden, aber in seiner Tiefe ist es ein geistiges Opfer des Sohnes Gottes, der Mensch geworden ist, Fleisch angenommen hat. Er ist zugleich der Priester und das Opferlamm für die Sünden der Welt – er war es damals und ist es heute: „Derselbe bringt das Opfer jetzt dar durch den Dienst der Priester, der sich einst am Kreuz selbst dargebracht hat.“

Priester erfüllen den Auftrag Jesu an die Apostel

Jesus Christus hat in Leiden und Sterben seinen Eigenwillen, sein ganzes Leben vertrauensvoll in die Hände des Vaters gelegt, und deshalb ist diese Kraft in seinem Tod und in der Vereinigung mit seinem Opfer in der Messe, denn es geht um den „Sohn, der dem Fleisch nach geboren ist als Nachkomme Davids, der dem Geist der Heiligkeit nach eingesetzt ist als Sohn Gottes in Macht seit der Auferstehung von den Toten“ (Römer 1,3-4). Die Priester des Neuen Bundes erfüllen im eucharistischen Geheimnis von Sterben, Auferstehen und Wiederkommen Christi den Auftrag, den Jesus seinen Aposteln gegeben hat: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“.

„Dies“ ist das Kreuzesopfer, das Jesus beim letzten Abendmahl vor seinem Tod unblutig vorwegnimmt, indem er den Segen spricht über Brot und Wein, das Brot bricht und an seine Jünger austeilt mit den Worten: „Das ist mein Leib, der für Euch hingegeben wird … Das ist mein Blut, das für Euch vergossen wird, zur Vergebung der Sünden.“ Seit nunmehr zweitausend Jahren handeln also die Priester in der Person Christi, der einige Männer zu einem dem seinen ähnelnden Lebensopfer beruft und sie durch ein weiteres Sakrament, die Weihe, in seinen Dienst nimmt.

Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit

Damit die Kirche als ganze „Sakrament des Heils für die Welt“ werde, müssen alle Gläubigen sich verwandeln lassen, indem sie sich in das Opfer Christi hineinnehmen lassen. Das kostet Überwindung, weil diese Hingabe mit jener Aufgabe des Eigenwillens verbunden ist, für die Jesus Christus das Urbild und sein Herz die Kraftquelle ist.

Die verbreitete Vorstellung, Autonomie solle eigenwillige Selbstverwirklichung sein, nimmt daran Anstoß. Paulus versteht wahre Freiheit anders, nämlich als von Gott ermöglichte Bindung an seinen Willen: „Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.“ Und dann spricht er über die Christen, die die richtige Haltung zur „Umwandlung in Christus“ einnehmen: „Wir alle spiegeln mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider und werden so in sein eigenes Bild verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den Geist des Herrn“ (2 Korinther 3,17-18). Das Messopfer ist der vorzügliche Ort, sich in diesen Prozess der Umwandlung hineinnehmen zu lassen.

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Thomas Möllenbeck Jesus Christus Priesterseminare Priestertum Zweites Vatikanisches Konzil

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