Pläne, die bei einem Brand im April 2019 teilweise zerstörte Kathedrale Notre-Dame mit moderner Kunst und Themenkapellen auszustatten, stoßen laut Telegraph und Daily Mail sowie auch französischen Medien auf heftige Kritik. Französische Architekten, die Zugang zu den Neugestaltungsplänen des 850 Jahre alten Kirchenbaus hatten, teilten dem Telegraph ihre Vorbehalte mit.
Beichtstühle raus
Es sei so, „als ob Disneyland Einzug in Notre-Dame“ hielte, sagte der preisgekrönte Pariser Architekt Maurice Culot gegenüber dem Telegraph und erklärte seine Ablehnung einer modernen Neugestaltung der Kathedrale mit den Worten: Was man dort vorschlage, „wäre nie in der Westminster Abbey oder in der Sixtinischen Kapelle geschehen. Es ist eine Art Themenpark, der in Anbetracht der Erhabenheit der Stätte äußerst kindisch und trivial ist“.
Die Pläne sähen vor, dass Beichtstühle, Altäre und klassische Skulpturen modernen Wandgemälden mit Klang- und Lichteffekten weichen und ausrangiert werden sollen, um mit den Neuerungen „emotionale Räume“ zu schaffen. Darüber hinaus solle ein „Erlebnispfad“ entstehen, der die Besucher durch vierzehn verschiedene „Themen-Kapellen“ leite, wobei der Akzent auf Afrika und Asien liege - Europa und Amerika seien hinter der Apsis versteckt. Einer der Seitenaltäre sei der „Umwelt“ gewidmet – genauer gesagt, der „versöhnten Schöpfung“, wobei auf die Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus Bezug genommen werde, die Umweltverschmutzung und Klimaerwärmung beklage.
Ausstellungen
Die Wände sollen mit Schriften in unterschiedlichen Sprachen, unter anderen auch in Mandarin, angestrahlt werden. Angekündigt seien zudem Ausstellungen wie etwa eine mit dem Titel „Christentum für Dummies“. Die Projektplaner seien sich sicher, so die Daily Mail, dass mit der Neugestaltung von Notre-Dame das Symbol Frankreichs auch Touristen mit mangelndem Verständnis – etwa „aus Schweden oder China“ zugänglich gemacht werde.
Ein Kritiker merkte dem Telegraph gegenüber an, dass die Pläne die Gefahr eingingen, Notre-Dame zu einem „experimentellen Ausstellungsraum“ zu verwandeln, der die Kathedrale „verschandeln“ würde. Dies sei „übergeschnappte Political Correctness“, so der Kritiker weiter.
Christentum erklären
Pater Gilles Drouin, der für die Renovierung des Innenraums der Kathedrale zuständig ist, hatte erklärt, er wolle den Besuchern die Grundlagen des Christentums vermitteln, ohne dies in einem „schwierigen Katechismus“ umzusetzen.
Präsident Emmanuel Macron hat sich zum Ziel gesetzt, Besucher der Kathedrale im Jahr 2024 zuzulassen – in dem Jahr, in dem Paris Gastgeber der Olympischen Spiele ist. Die Empfehlungen zum Umbau des Innenraums sollen am 9. Dezember der „Commission nationale du patrimoine et du l’architecture“ vorgelegt werden. DT/ks
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.