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Viele fragen sich nun, ob sie gehen ober bleiben

Die Flut hat ganze Leben weggespült. In vielen Orten ist die Infrastruktur zerstört. Manchen fragen sich, ob sie nicht lieber an einen anderen Ort gehen sollen.
Nach dem Unwetter in Nordrhein-Westfalen
Foto: Marius Becker (dpa) | Ein zerstörtes Ladenlokal. Viele Existenzen sind vom Hochwasser vernichtet worden. Manche wollen nicht wieder aufbauen.

Der Spielplatz um die Ecke, auf dem man so viele lustige Nachmittage verbrachte, ist weg.  Schule und Kita sind weg oder so kaputt, dass an Unterricht und Kinderbetreuung vorerst nicht zu denken ist. Ebenso weg sind Kneipen, Bars und das Lieblingsrestaurant. Aber noch viel schlimmer ist: oft sind Haus und Arbeitsplatz weg. Bei vielen Familien hat die Flut das Zuhause, in dem man viele Jahre gelebt hat oder in das man eben erst eingezogen ist und sich damit den lang ersehnten Traum vom Eigenheim erfüllte, zerstört oder schwer beschädigt.

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Wiederaufbau oder woanders hin?

So stehen unzählige Menschen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gemeinden und Städten vor dem Nichts. Und viele stellen sich die Frage: Gehen oder bleiben? Doch nicht nur diejenigen, die alles verloren haben, stellen sich die Frage, ob sie den Wiederaufbau an Ort und Stelle überhaupt wagen wollen. Auch jene, die zwar noch ein Dach über dem Kopf haben, können sich ein Leben hier nicht mehr vorstellen. Vielen wollen weg, um einfach nur zu vergessen, was passiert ist.

Wie soll das auch funktionieren, wenn links und rechts des eigenen Zuhauses, das mit viel Glück von der Flut verschont blieb, anstatt der einstigen Nachbarhäuser nur Schutt und Geröll liegt? Jahrzehnte lang gewachsene Nachbarschaften und Freundschaften wurden zerstört und die Wunden, die die Flut im Herzen der Menschen hinterlassen hat, sind tief. Viele müssen psychologisch betreut werden, denn sie haben Angst davor, dass das Wasser zurückkommt.  

Kommunen machen Angebote

Die betroffenen Gemeinden fürchten nun, eine Massenabwanderung von Privatleuten, aber auch von Firmen und Unternehmen. Um dem entgegenzuwirken müssen Unternehmen der Stadt Stolberg beispielsweise für die kommenden Jahre keine Gewerbesteuer bezahlen. Ob solche Initiativen reichen werden, um Unternehmen an ihrem Standort zu halten, wird sich zeigen.  

 Egal wie man das Blatt dreht und wendet, eines ist klar: Der Wiederaufbau in den Flutgebieten muss schneller vorangehen, als dies bislang der Fall ist. Mehr Tempo verlangte auch Gerd Lansberg, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, der sich im ARD-Interview für ein Wiederaufbau-Beschleunigungsgesetz aussprach. Immerhin hat die Bundesregierung am gestrigen Mittwoch den milliardenschweren Staatsfonds gebilligt. Von den für den Wiederaufbau insgesamt rund 30 Milliarden Euro sollen 16 Milliarden noch in diesem Jahr fließen, wie das Kabinett beschloss.  

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Natalie Nordio Wiederaufbau

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