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Trump wirkt bereits jetzt

Noch vor seiner Nominierungsrede beim Parteitag der Republikaner schickte der US-Präsidentschaftskandidat mit Aussagen zu Taiwan die internationalen Finanzmärkte auf Talfahrt.
Donald Trump erschütterte noch vor seiner Nominierung die Börse
Foto: IMAGO/TANNEN MAURY (www.imago-images.de) | Noch vor seiner Nominierung erschütterte Trump die Börse.

Donald Trump macht keinen Hehl daraus, dass es am liebsten er selbst ist, der vorgibt, wie der Rest der Welt sich zu den Vereinigten Staaten von Amerika zu verhalten hat – nämlich in der Rolle des Befehlsempfängers. Zu sehen war dies in den vergangenen Tagen anhand der Auswirkungen eines Interviews, welches der frühere und sehr wahrscheinlich nächste US-Präsident dem US-Business-Nachrichtenportal Bloomberg gegeben hat und in welchem er auch Einblicke in seine außen- und wirtschaftspolitischen Pläne gewährte.

Würde Trump tatsächlich Taiwan China opfern?

In dem Interview, welches Trump zwei Tage vor dem auf ihn gescheiterten Attentat dem Nachrichtenportal gab, kam dieser auch auf Taiwan zu sprechen – und machte deutlich, dass er nur wenig Motivation verspüre, die von Festlandchina massiv bedrohte Insel im Ernstfall zu verteidigen: Es sei denn, Taiwan „bezahle“ dafür.

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Warum Trumps Aussagen nicht nur aus demokratietheoretischen Überlegungen besonders brisant sind: Taiwan spielt für die Weltwirtschaft eine wichtige Rolle, weil das Land ein maßgeblicher Halbleiter- und Computerchip-Exporteur ist. US-Tech-Konzerne wie NVIDIA beispielsweise sind in puncto Chipherstellung zu einhundert Prozent von taiwanesischen Zulieferern wie TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company) abhängig – für Trump mit seinem „America First“-Ansatz ein wirtschaftspolitisches und aus sicherheitspolitischen Erwägungen durchaus nachvollziehbares No-Go. Denn eine Unterbrechung oder gar Zerstörung dieser Lieferkette durch China, welches im KI-Wettbewerb mit den USA gegenwärtig hoffnungslos hinterherhinkt, wäre eine wirtschaftspolitische Katastrophe sondergleichen.

Spekulierte Trump auf einen Börsencrash vor Amtsantritt?

Die Folge aufgrund der Aussagen Trumps: Weltweit gaben die Börsen, und vor allem die großen Tech-Werte, nach - und auch der große Halbleiter-ETF von VanEck, eigentlich in den vergangenen Jahren gerade für Kleinanleger ein bedenkenloser Garant für äußerst starke Renditen, sackte an einem Tag um ganze sechs Prozent ab. Von einem wirklichen Börsencrash kann zwar nicht die Rede sein – aber wirklich erholt haben sich die globalen Finanzmärkte von den Trump-Taiwan-Aussagen noch nicht. 

Gewiss: Es muss Trump ein Dorn im Auge sein, dass unter dem jetzigen US-Präsidenten Joe Biden die US-Börsen von Rekord zu Rekord eilen – eine Tatsache, die nicht zum Narrativ um „Sleepy Joe“ passt, selbst wenn der gegenwärtige Amtsinhaber in der Tat mittlerweile physisch und mental ein Schatten seiner selbst ist. Insofern kann es kein Zufall sein, dass der republikanische Präsidentschaftskandidat zum einen ausgerechnet bei der wichtigen Wall-Street-Informationsquelle Bloomberg seine wirtschaftspolitischen Tiraden zum besten gab und zum anderen die Talfahrt auch der US-Börsen der vergangenen Tage mit Genugtuung zur Kenntnis genommen haben dürfte. Sollte dies der Fall sein, wäre dies eine ziemlich unpatriotische Haltung des selbsternannten "Make America Great Again"-Vorreiters, die auch dem größten Trump-Fan an der Wall Street zu denken geben sollte.

Die Antwort der EU auf Trump muss lauten: Make Europe Great Again 

Taiwan jedenfalls reagierte prompt auf das Trump-Interview: So sagte der taiwanesische Premier Cho Jung-tai am Donnerstag, dass die USA und Taiwan ein gutes Verhältnis pflegen und Taipeh seinen Verteidigungshaushalt aufgestockt hat. „Wir sind bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen, um uns zu verteidigen und unsere Sicherheit zu gewährleisten“, sagte Cho auf einer Pressekonferenz – und lieferte Donald Trump einmal mehr den Beweis, dass trumpsches Muskelspiel nicht nur bei der Durchsetzung der 2-Prozent-Zielvorgabe der NATO-Staaten, sondern nun auch in Fernost seine Wirkung nicht verfehlt.

Klar ist: Wer an Taiwan denkt, muss auch an die Ukraine denken – insofern ist das Taiwan-Lehrstück des Donald Trump auch einmal wieder eine schmerzliche Erinnerung für die Europäische Union, endlich Ernst zu machen mit einer robusten und einheitlichen Außen- und Sicherheitspolitik. Europa muss Trump beim Wort nehmen und sich – ob es will oder nicht – Viktor Orbáns Slogan „Make Europe Great Again“ zu Herzen nehmen. Unabhängig davon, wie sehr man auch ansonsten der Politik des ungarischen Premierministers zustimmen mag.

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