Eine Nothilfeaktion für die vertriebenen Christen im Süden Syriens, in der Provinz Suwaida, hat das Hilfswerk „Initiative Christlicher Orient“ (ICO) gestartet. Hier kamen zuletzt bei Kämpfen zwischen sunnitischen Milizen und Regierungstruppen einerseits sowie drusischen Verbänden andererseits die Christen zwischen die Fronten. Viele wurden vertrieben, einige sogar ermordet. Viele drusisch-christliche Dörfer dieser Region seien dem Erdboden gleichgemacht worden, berichtet ICO.
Rund hundert Vertriebene wurden in der Kleinstadt Khabab von der örtlichen melkitischen Kirche aufgenommen und werden von den Schwestern von Besançon versorgt, die in Khabab eine Niederlassung haben. Die Versorgungslage sei dramatisch, berichtete Oberin Sr. Mona Dhem der ICO. Es gebe immer weniger Lebensmittel und auch sonst fehle es an allen notwendigen Gütern für den täglichen Bedarf. Die Geflüchteten, darunter viele Kinder, hätten ihr Leben retten können, wüssten nun aber nicht weiter. Ihre Dörfer wurden komplett zerstört. Auch zahlreiche Kirchen wurden zerstört oder in Brand gesetzt. Ähnliche Nachrichten erreichten die ICO aus der Kleinstadt Shahba, wo zahlreiche christliche Flüchtlinge eingeschlossen sind und bereits Hunger ausgebrochen ist.
Widerstand gegen den IS wird bestraft
Die internationale Menschenrechtsorganisation „Christian Solidarity International“ (CSI) appelliert an die Bundesregierung, sich für die sofortige Freilassung des syrischen Christen Suleiman Khalil einzusetzen. Der ehemalige Bürgermeister der zwischen Damaskus und Homs gelegenen, mehrheitlich christlichen Stadt Sadad wird seit 8. Februar vom syrischen Regime ohne Angabe von Gründen festgehalten. Er befindet sich in Isolationshaft und erhält keine anwaltliche Vertretung. Suleiman Khalil war 2011 zum Bürgermeister von Sadad gewählt worden und hatte sich für den Schutz der Stadt und den Erhalt ihres antiken christlichen Erbes eingesetzt. Sein Engagement wurde 2015 bei der erfolgreichen Verteidigung der Stadt gegen den Islamischen Staat (IS) besonders deutlich.
Beobachter werten die willkürliche Verhaftung Khalils als späte Vergeltungsmaßnahme des neuen Regimes gegen eine christliche Führungspersönlichkeit. Diese Inhaftierung steht in direktem Widerspruch zu den Versprechen Ahmed al-Sharaas, die politische Verfolgung zu beenden und die Rechte aller Syrer zu schützen. Natalie Khalil, die Tochter des Inhaftierten, hat sich bereits an den UN-Sondergesandten für Syrien, Geir Pedersen, gewandt. Sie fordert die Freilassung ihres Vaters und erinnert Pedersen an die notwendige Befreiung politischer Gefangener. Die willkürliche Festnahme von Suleiman Khalil veranschaulicht nach Ansicht von CSI die anhaltende Bedrohung für Christen und andere Minderheiten in Syrien sowie die fehlende Rechtsstaatlichkeit unter dem neuen Regime. (DT/sba)
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