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Spanien will den LGTBIQ+-Tourismus fördern

Ein Teil der europäischen Corona-Hilfsfonds soll für die Förderung des Tourismus von „spezifischen“ Sektoren eingesetzt werden.
LGBT in Spanien
Foto: Jesús Hellín (EUROPA PRESS) | Ein Briefkasten im Madrider Stadtteil Chueca ist einen Tag vor der Global Pride 2020 Feier mit der Regenbogenfahne geschmückt.

Die aus der sozialistischen PSOE- und der ultralinken Podemos-Partei zusammengesetzte spanische Regierung hat die Förderung des Tourismus unter der „LGTBIQ+-Community“ sowie unter Menschen „verschiedener Religionen“ beschlossen. Dafür sollen Mittel aus dem von der Europäischen Union zugewiesenen EU-Corona-Hilfsfonds zur Verfügung gestellt werden.

LGBTIQ-Touristen für die Vielfalt

In einem am Dienstag im spanischen Staatsanzeiger (BOE) veröffentlichten Erlass des von der Sozialistin Reyes Maroto geführten Ministeriums für Industrie, Handel und Tourismus werden die Grundlagen des Programms „Erlebnistourismus Spanien“ dargelegt, das zu einer der EU-Subventionslinien über 100 Millionen Euro für einen Dreijahreszeitraum gehört. Laut dem Erlass beinhaltet das Programm „Erlebnistourismus Spanien“ drei Arbeitsbereiche „mit spezifischen Zielen“. Darin werden die allgemeinen Profile für die Einreichung von Projekten festgelegt, die mit dem EU-Corona-Hilfsfonds gefördert werden können. Ein Teil des Programms konzentriert sich auf die Gestaltung und Förderung von einem „Erlebnistourismus“, das die „Vielfalt der Profile und Segmente“ potenzieller Touristen einbezieht.

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Unter solchen „Projekten mit spezifischen Zielen“, die im ersten Jahr mit einer Gesamtsumme von 26 Millionen Euro gefördert werden sollen, werden aufgeführt: „Vorschläge für die Einbeziehung von Touristenvielfalt (LGBTIQ+-Gruppen, ältere Menschen, Familienvielfalt, verschiedene Religionen, Menschen mit Behinderungen usw.) in ‚Erlebnistourismus Spanien’.“ Zu Gruppen, die häufig in solchen Förderprogrammen bedacht werden wie ältere Menschen oder Menschen mit Behinderungen kommen jetzt demnach als besonders förderungswürdig „Familienvielfalt“, die LGBTIQ+-Community und Menschen aus „verschiedenen Religionen“.

Stark von der Pandemie betroffen

Für die spanische Wirtschaft spielt der Tourismus eine zentrale Rolle: Auf die Branche entfallen mehr als zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts, in ihr arbeiten knapp 14 Prozent der Sozialversicherungspflichtigen. Die Branche gehört freilich zu den am stärksten von der Pandemie betroffenen Sektoren. Deshalb möchte das Ministerium für Industrie, Handel und Tourismus einen Teil der EU-Hilfen für die „Diversifizierung der Nachfrage [nach Touristen], die das Land anzieht“ ausgeben. Die ausgewählten Projekte werden jeweils einen Zuschuss zwischen 200.000 Euro und 2.000.000 Euro erhalten. Die Empfänger werden in drei Gruppen eingeteilt: insgesamt 7,8 Millionen Euro sollen kleinere und mittlere Unternehmen erhalten, ebenfalls 7,8 Millionen Euro sollen sich Verbände und Stiftungen teilen. Die restlichen 10,4 Millionen Euro werden auf öffentliche Einrichtungen verteilt.

Laut einer Meldung der spanischen Nachrichtenagentur EFE vom Mai 2021 kommen nach Spanien jährlich etwa 7 Millionen LGBTIQ+-Touristen. Damit liegt das südeuropäische Land an der Spitze der UE mit knapp 20 Prozent des UE-Tourismusgeschäfts im Bereich der LGBTIQ+-Community und weltweit an zweiter Stelle hinter den Vereinigten Staaten. Im Juli 2021 berichtete die spanische Online-Plattform „El Confidencial“ von „Gay-Tourismus“ in der Hochburg Torremolinos, in der Provinz Málaga: „Hier wehen mehr Regenbogenflaggen als in jedem anderen Land. Hier leben alle schwulen Stämme miteinander und mit den Heteros zusammen“. Die Online-Plattform befragte den Besitzer eines bekannten Etablissements: 70 Prozent der Kunden kämen aus dem Ausland, insbesondere aus Deutschland, Großbritannien und Belgien. „Letztes Jahr kam eine ungewöhnliche Gruppe von 25 oder 30 Chinesen hierher. Keiner weiß, wie sie von uns erfahren hatten. Am Wochenende besteht die Kundschaft allerdings zur Hälfte aus Spaniern, die etwa aus Madrid, Sevilla oder der Provinz Málaga kommen.“ 

Neben Torremolinos und anderen international bekannten Reisezielen für die LGBTIQ+-Community, etwa Madrid, Barcelona, Sitges, Ibiza und Maspalomas auf Gran Canaria – so „El Confidencial“ – setzen weitere Reiseziele des spanischen Binnentourismus ebenfalls vermehrt auf dieses „spezifische“ Segment.  DT/jg

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