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Söder sorgt für ideologiefreie Räume

Der Bayerische Ministerpräsident hat völlig Recht, wenn er das Gendern in Schule und Verwaltung verbieten will.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU)
Foto: IMAGO/Dwi Anoraganingrum (www.imago-images.de) | Mit uns wird es kein verpflichtendes Gendern geben“, sagte Markus Söder am Dienstag im Bayerischen Landtag.

Da waren zwei Sätze in der recht lang und thematisch üppig geratenen Regierungserklärung des Bayerischen Ministerpräsidenten, die es in sich haben und keinesfalls im Stimmengewirr untergehen dürfen. „Für Bayern kann ich sagen: Mit uns wird es kein verpflichtendes Gendern geben“, sagte Markus Söder am Dienstag im Bayerischen Landtag. „Im Gegenteil: Wir werden das Gendern in Schule und Verwaltung sogar untersagen.“ Nicht im Wahlkampf und in einem Bierzelt der oberbayerischen Provinz sagte das der Ministerpräsident, sondern in seiner Regierungserklärung im Landtag. Man darf Söder deshalb nicht nur beim Wort nehmen, man muss.

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Beim Gendern in den Schulen geht es nicht um sprachkreative Spiele, sondern um eine Deformation der Sprache, die mit einer Verwahrlosung des Denkens einhergeht. Wie so oft ist auch hier das Kulturgut Sprache der sichtbare und hörbare Ausdruck einer viel größeren Wirklichkeit, ein Seismograph des gesellschaftlichen Verfalls.

Es wird auch weiterhin keine Sprachpolizei geben

Eine Ideologie breitet sich aus, die mit Empörung reagiert, wo immer sie machtlos ist, und mit gesellschaftlicher Ächtung, wo sie bereits die Deutungshoheit errungen hat, wo immer einer (oder eine) nicht LGBTQIA*-sensibel genug formuliert. Es geht also nur vordergründig um Sternchen, Unterstriche und Co., auch nur an der Oberfläche um die Sprache als Kulturträger, sondern im Kern um einen neuen Totalitarismus, der uns sagt, wie wir sprechen, wie wir denken und wie wir die Wirklichkeit zu deuten haben.

Nein, es wird auch weiterhin keine Sprachpolizei geben. Jeder kann im Privaten das Kulturgut Sprache beschädigen und misshandeln wie er will. Schule und Verwaltung sind jedoch keine hierarchiefreien Räume. Ein Gender-Verbot in der Schule schützt den einzelnen Schüler vor hochideologisierten Lehrern oder Mitschülern; das Gender-Verbot in der Verwaltung schützt den allzu oft als Bittsteller behandelten Bürger vor der Willkür der Beamten. Die politischen und gesellschaftlichen Debatten über Sinn und Unsinn des Genderns mögen munter weiter gehen, aber Schule und Verwaltung müssen vor der Ideologisierung geschützt werden. Das hat Markus Söder richtig erkannt. Jetzt muss er es auch umsetzen.

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