Ist der Glaube wirklich alt, verstaubt und gebrechlich – oder ist Gott vielmehr genau das fehlende Puzzleteil, das unsere Generation so dringend sucht und braucht? Diese Frage stelle ich mir oft. Viele junge Menschen sehnen sich nach Orientierung, nach einer Richtung, nach etwas, das ihr Leben trägt. Sie suchen nach Gemeinschaft und nach Sinn. Doch häufig bleibt diese Suche leer, weil die Antworten nicht in Partys, Erfolgen oder Social Media zu finden sind. Immer deutlicher erkenne ich: Gott ist nicht ein Relikt der Vergangenheit, sondern er ist das lebendige Fundament, das unsere Generation braucht, auch wenn sie es oft nicht wahrhaben will.
Durch meinen Glauben gehöre ich in meiner Schule zu einer Minderheit. Viele meiner Mitschüler sind zwar getauft oder gefirmt, doch nur wenige setzen sich ernsthaft mit Gott auseinander oder praktizieren den Glauben. Es scheint oft so, als ob Religion ein Relikt sei, eine Tradition, die sich schön anfühlt. Für mich hingegen ist der Glaube keine Tradition, sondern eine lebendige Beziehung, die einem mehr gibt als nur die Messe an Weihnachten. Er prägt meinen Alltag, er schenkt mir Kraft und Hoffnung.
Bibellesen in der Schule
Ein Ausdruck dessen ist meine Freude am Lesen. Besonders die Bibel oder theologische Werke begleiten mich. Anfangs habe ich mich kaum getraut, diese Bücher in der Schule aufzuschlagen. Heute sehe ich es als wertvolles Zeugnis. Wenn ich ein theologisches Buch auf meinem Tisch liegen lasse, auch wenn der Unterricht beginnt, ist das für mich ein kleiner, aber bedeutender Akt der Rebellion. Es ist ein Bekenntnis inmitten einer Jugend, die oft ohne christliche Werte lebt. Und tatsächlich bleibt es nicht unbemerkt. Immer wieder werde ich angesprochen – von Mitschülern und manchmal sogar von Lehrern.
Die Reaktionen sind unterschiedlich: Manche lachen oder reagieren mit Unverständnis. Doch es gibt auch Momente echter Neugier. Genau dann darf ich erzählen, erklären und sogar zur Messe einladen. Auch wenn nur selten jemand sofort kommt, glaube ich doch fest daran, dass jedes Gespräch wie ein kleines Senfkorn ist, das wir mit der Verbreitung des Evangeliums streuen dürfen.
Oft entscheidet ein einziger Satz
Solche Situationen erfüllen mich mit großer Freude. Es ist ein Geschenk, meinen Glauben weitergeben zu können, etwas, das mein Herz mit Leidenschaft erfüllt. Gleichzeitig lerne ich selbst viel dabei. Denn wenn ich versuche, anderen meinen Glauben zu erklären, wachse ich im Wissen, in der Vernunft und im Verständnis. Besonders herausfordernd sind Gespräche mit Menschen, die Gott ablehnen oder der Kirche kritisch gegenüberstehen. Hier brauche ich Geduld, Klarheit und die richtigen Worte. Oft entscheidet schon ein einziger Satz darüber, ob ich als ideologisch abgestempelt werde oder ob echtes Interesse geweckt wird.
Doch wenn es gelingt, dass jemand zuhört, entsteht ein einzigartiges Gefühl: Freude, Hoffnung, Gemeinschaft. Es ist schön, mitzuerleben, wie Mitschüler plötzlich beginnen, über ihre eigene Lebensweise nachzudenken. Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach der Zukunft, nach einer höheren Wirklichkeit tauchen auf. Und genau hier zeigt sich: Das „Große Etwas“, das viele suchen, ist letztlich Gott.
Gottes Liebe in den Alltag bringen
Darum bin ich überzeugt: Das Wort Gottes muss lebendig verbreitet werden. Nur wenn wir Christen es wagen, offen zu unserem Glauben zu stehen, bleibt die Kirche auch in unserer Generation lebendig. Selbst die, die uns zuerst belächeln oder ablehnen, können eines Tages vom Heiligen Geist berührt werden. Das schönste Geschenk ist es dann, neue Brüder und Schwestern in unsere Glaubensgemeinschaft aufnehmen zu dürfen.
Deshalb gilt für uns: Geht hinaus in die Welt! Bringt Gottes Liebe in die kleinen Dinge des Alltags – sei es durch ein Buch auf dem Tisch, durch ein offenes Gespräch oder durch ein freundliches Wort. Weckt die Neugier unserer Generation. Denn wir jungen Menschen sind die Suchenden. Doch der Sinn, den wir so dringend erwarten, ist längst bei uns: Gott selbst hat ihn uns ins Herz gelegt. Nun liegt es an uns, ihn zu leben, ihn zu bezeugen und voller Freude zu teilen.
Die Autorin ist 19 Jahre alt, lebt im Rheingau und macht zur Zeit Abitur.
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