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Bernarda Brunović: Mit Gottvertrauen ins Rampenlicht

Blind, aber nicht begrenzt: Die Finalistin von „The Voice“ spricht über ihren Glauben, gesellschaftliche Vorurteile und über Träume, die mehr sein können als bloße Wünsche.
Foto: Manuela Tobler | Mut, der singt: Die blinde Sängerin Bernarda Brunović tritt im FInale bei „The Voice" an.

Frau Brunović, Sie haben es dieses Mal bis ins Finale von „The Voice“ geschafft. Was geht Ihnen wenige Tage vor dem großen Abend durch den Kopf?

Ich möchte einfach mein Bestes geben – vor allem wegen des starken Songs, der mir zugeteilt wurde. Und natürlich möchte ich mein Team stolz machen.

2018 sind Sie im Halbfinale ausgeschieden. Gab es dieses Mal einen Moment, in dem Sie dachten: Ja, jetzt könnte es klappen?

Ehrlich gesagt habe ich nicht mit dem Einzug ins Finale gerechnet. Umso größer und emotionaler war dann die Überraschung, als ich weitergekommen bin.

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Sie sind bekennende Christin. Beim Halbfinale haben Sie öffentlich Gott gedankt. Wie reagieren die Menschen darauf?

„Für mich gehören Glaube und Musik hervorragend zusammen"

Ganz unterschiedlich. Aber ich kann mich nur so zeigen, wie ich bin – oder wie ich versuche zu sein. Für mich gehören Glaube und Musik hervorragend zusammen. Allen kann man es ohnehin nicht recht machen – aber wer kann das schon?

Es kommt also eher natürlich aus Ihnen heraus, weniger als bewusste Evangelisierung?

Der Glaube ist mein Leben. Ich finde, wir als Kirche sollten uns immer wieder bewusst machen, wie schön unser Glaube ist. Das Evangelium ist eine frohe Botschaft. Warum sollte man sich über diese Freude nicht austauschen? Es geht ja nicht um Zwangsmissionierung.

Welche Rolle spielt der Glaube, wenn Sie mit Druck umgehen müssen?

Gott ist Gott – ich bin es nicht. Deshalb muss mich auch äußerer Druck nicht erschrecken. Ich lebe mit den Gaben, die mir geschenkt wurden, und lerne ständig dazu. Der Glaube ist für mich sehr vieles – gerade in solchen Situationen Licht und Kraft.

Gibt es einen Bibelvers oder ein Gebet, das Sie jetzt besonders stärkt?

Keinen konkreten. Ich fühle mich grundsätzlich im „Dialog“ mit Gott. Sein Wort ist – in welcher Form es auch kommt – eine Leuchte auf meinem Weg.

Sie haben großes Gottvertrauen?

Ja.

Sie setzen sich öffentlich für den Lebensschutz ein. Hat das mit Ihrer eigenen Geschichte zu tun? Ihren Eltern wurde geraten, Sie abzutreiben.

Man rechnete mit einer schweren Behinderung. Ich bin meinen Eltern unglaublich dankbar für ihr „Ja“ zu mir. Ich träume von einer Gesellschaft, die jeden Menschen annehmen und lieben kann – vielleicht nicht immer aus dem Gefühl heraus, aber aus einer wohlwollenden Haltung.

Haben Sie das Gefühl, manchmal auf Ihre Blindheit reduziert zu werden? Und ist das hinderlich für Ihre Karriere?

Leider passiert das auch heute noch. Und ja – es ist nicht nur für meine Karriere hinderlich, sondern für mein ganzes Leben. Aber wenn ich für mich einstehe und offen kommuniziere, kann genau diese Herausforderung zu Sensibilisierung führen: neue Perspektiven öffnen, Informationen korrigieren und Empathie auf beiden Seiten stärken. 

Wie beeinflusst Ihre Blindheit Ihren musikalischen Zugang? Erleben Sie Musik anders, weil andere Sinne stärker gefordert sind?

Die Blindheit ist kein Vorteil. Auch sehende Musiker sind Musiker wegen ihrer Begabung und Leidenschaft. Jeder Mensch hat das Potenzial, sich stärker auf andere Sinne zu konzentrieren. Ich muss mich auf das Gehör verlassen, weil mir das Sehvermögen fehlt – das ist einfach meine Realität. 

Hilf das Hören bei der Interpretation eines Songs, weil sie nicht abgelenkt sind von dem, was Sie sehen? 

Ablenkung gibt es für jeden – unabhängig davon, ob man sieht oder nicht. Daher habe ich auch hier keinen besonderen Vorteil. 

Wie prägt Ihre Blindheit Beziehungen zu anderen Menschen?

Es braucht mehr Zeit. Mit der Zeit lerne ich, Menschen „herauszuspüren“. Transparente und klare Kommunikation ist dabei das A und O. 

Es gibt einige berühmte blinde Sänger – Stevie Wonder oder Andrea Bocelli zum Beispiel. Sind sie Vorbilder für Sie?

Stevie Wonder und Ray Charles gehören auf jeden Fall zu meinen Vorbildern. Aber es gibt viele weitere. Ich lege mich mittlerweile nicht mehr auf bestimmte Künstler oder Genres fest – ich finde überall Inspiration. 

Zum Beispiel?

Tina Turner, die Queen of Rock’n’Roll, mit ihrer unglaublichen Selbstsicherheit. Prince, der Multiinstrumentalist, der so vieles gewagt hat. Natürlich Aretha Franklin, die Queen of Soul. Und Ray Charles, der trotz Blindheit eine absolute Legende wurde.

Am Freitag ist das große Finale. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?

Die Show wird sehr spannend. Jeder Finalist ist einzigartig und unglaublich talentiert. Die Chancen stehen für uns alle hoch – und jeder von uns wird natürlich sein Bestes geben. Wir werden es dem Publikum auf jeden Fall nicht leicht machen eine Entscheidung zu fällen.

Was würde ein Sieg für Sie bedeuten – persönlich und für Ihre Karriere? Und was wünschen Sie sich, dass die Zuschauer am Freitag von Ihnen mitnehmen?

Ein Sieg würde mir für meine Karriere neue Türen öffnen und vielleicht neue Kooperationen im Showbusiness erleichtern. Den Zuschauern möchte ich mitgeben: Meine Geschichte als Beweis, dass ein Lebenstraum nicht nur ein Traum bleiben muss. Und die Ermutigung, sich selbst immer wieder neu kennenzulernen; die eigenen Begabungen, Leidenschaften, Stärken und Schwächen. Wer die eigene Komfortzone verlässt, kann Orte finden, an denen sich echtes Potenzial und pure Lebensfreude entfalten.

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