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Rote Karte, Frau Wagenknecht!

Wer die massenhafte Vergewaltigung wehrloser Zivilistinnen banalisiert, gehört weder in die Politik noch ins Fernsehstudio.
Wagenknecht bei ARD-Sendung "hart aber fair"
Foto: Oliver Ziebe (WDR) | Sahra Wagenknecht, Bundestagsabgeordnete der Partei Die Linke und Mitinitiatorin der Initiative „Manifest für den Frieden“, spricht während der ARD-Sendung "hart aber fair".

Wächst jetzt zusammen, was zusammengehört? Thüringens AfD-Chef Bernd Höcke lud Sahra Wagenknecht ein: „Ich bitte Sie, kommen Sie zu uns!“ Was sich angesichts des Krieges doch so findet: Eine kleine Koalition derer, die den Deutschen (wahrheitswidrig) einreden wollen, irgendwie sei der Westen am Krieg in der Ukraine schuld – indem er Russland bedrohte, mit Putin nicht verhandelte, der Ukraine Waffen lieferte. Dass der Westen Russland alle Türen öffnete, Putin umgarnte und hofierte, bei all seinen bisherigen Eroberungen ein Auge zudrückte, zu Verhandlungen nach Minsk und Moskau pilgerte, scheint alles vergessen.

Wagenknecht betreibt Schuldumkehr pur

Wagenknecht betreibt Schuldumkehr pur und übernimmt dabei Wladimir Putins Propaganda: Die Amerikaner sind am Krieg schuld (weil sie die Souveränität der Ukraine respektieren) und sie sind auch am anhaltenden Sterben der Ukrainer schuld (weil sie der Ukraine Waffen geben, um sich zu verteidigen). Vor allem aber bedrohen sie den Weltfrieden (statt Kiew zur Kapitulation zu zwingen). Irgendwie wäre es ehrlicher, wenn die selbsterklärte neue Friedensbewegung die alte Parole „Lieber rot als tot“ ausgraben würde, statt uns mit Lügen aus der Kremlwerkstatt zuzumüllen. Warum sagt Frau Wagenknecht nicht offen, dass ihr Frieden und Wohnstand in Deutschland wichtiger sind als Freiheit und Menschenwürde der Ukrainer?

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Unerträglich, weil menschenverachtend jedoch wird es, wenn Wagenknecht die Berichte über vergewaltigte Ukrainerinnen banalisiert. In der Sendung „Hart aber fair“ tat sie das in doppelter Weise. Indem sie sich weigerte, Täter und Opfer klar zu benennen: „Kriegsverbrechen werden von beiden Seiten begangen.“ Dem widersprechen die Vereinten Nationen, die bestätigt haben, dass im aktuellen Krieg ausschließlich Soldaten und Söldner der russischen Seite Zivilistinnen vergewaltigten. Wagenknecht verharmlost zudem das Verbrechen der Vergewaltigung: „Aber das ist doch Teil des Krieges. Und das ist doch nicht nur in diesem Krieg so. Kriege sind immer mit Kriegsverbrechen verbunden.“

Sahra Wagenknecht setzt nicht nur auf die Amnesie ihrer Wählerschaft und auf den Erfolg der Putin-Propaganda in Deutschland, sondern offenbar auf die Herzlosigkeit und Mitleidlosigkeit unserer Gesellschaft. Lügen und Leichtgläubigkeit, strategisches Unvermögen und historische Einseitigkeit – all das ist man aus der politischen Klasse ja im Übermaß gewohnt. Einer Politikerin jedoch, die sich ohne Empathie für vergewaltigte Frauen zeigt und das Kriegsverbrechen massenhafter Vergewaltigung achselzuckend banalisiert, sollten die Wähler – und vor allem die Wählerinnen – die rote Karte zeigen.

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Stephan Baier Björn Höcke Kriegsverbrechen Sahra Wagenknecht UNO Vergewaltigung Wladimir Wladimirowitsch Putin

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