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Religionsfreiheit immer mehr unter Druck

Laut dem aktuellen Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2025“ des Hilfswerks „Kirche in Not“ nehmen Verfolgung und Diskriminierung von Christen weltweit weiter zu.
Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2025" von "Kirche in Not"
Foto: IMAGO/Zoonar.com/Berit Kessler (www.imago-images.de) | Verfolgung, Diskriminierung und religiöser Extremismus wereden auf Hauptgründe für eine eingeschränkte Religionsfreiheit genannt.

Die aktuelle Analyse des katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ zur weltweiten Lage der Religionsfreiheit zeichnet ein düsteres Bild: Seit 2023 haben Verfolgung und Diskriminierung von Christen weiter zugenommen. Das grundlegende Menschenrecht auf Religionsfreiheit sei heute nicht mehr nur bedroht – es werde großen Teilen der Menschheit aktiv vorenthalten, heißt es im Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2025". Insgesamt sei die Religionsfreiheit in einem Drittel aller Länder weltweit gefährdet.

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Zu den Hauptursachen für religiöse Verfolgung zählen laut Bericht religiöser Extremismus und nationalistische Bewegungen, die Herkunft und Identität zunehmend an eine bestimmte Religionszugehörigkeit binden. Die größte Bedrohung gehe jedoch von autoritären Regimen aus. 

Verfolgung, Diskriminierung und dschihadistische Gewalt

Der Bericht differenziert zwischen verschiedenen Formen der Einschränkung: In 24 Ländern – darunter Nordkorea, China, Indien und Nigeria – herrscht systematische Verfolgung religiöser Gruppen. In 38 weiteren Staaten, darunter Ägypten, Äthiopien, Mexiko, die Türkei und Vietnam, dokumentiert der Bericht Diskriminierung religiöser Minderheiten.

Religiöser Extremismus wurde in 25 Ländern beobachtet – darunter Afghanistan, Burkina Faso und die Demokratische Republik Kongo. Besonders dschihadistische Gewalt destabilisiere weiterhin ganze Weltregionen und breite sich zunehmend von der Sahelzone bis nach Pakistan aus. Neben Christen litten darunter auch viele Muslime, die sich gegen diesen Extremismus stellten.

In Staaten wie Indien, Nepal, Sri Lanka und dem Heiligen Land schränkten nationalistische Bewegungen die Religionsfreiheit zusätzlich ein, indem sie religiöse Zugehörigkeit mit nationaler Identität verknüpfen.

Neu: Organisierte Kriminalität als Faktor

Derzeit stehen der Studie zufolge 24 Länder außerdem unter besonderer Beobachtung, in denen Intoleranz, Extremismus und staatliche Eingriffe in das religiöse Leben zunehmen. Dazu zählen Belarus, Ghana, Libanon, Mauritius und der Südsudan.

Erstmals wird auch organisierte Kriminalität als treibender Faktor für Einschränkungen der Religionsfreiheit genannt. Bewaffnete Gruppen und Drogenkartelle nähmen zunehmend Gläubige ins Visier, die sich ihrem Einfluss widersetzten.

Religion als Fluchtgrund – mangelhafte Reaktionen der Staaten

Des Weiteren hält der Bericht fest, dass zahlreiche Flüchtlingsbewegungen weltweit auf religiöse Verfolgung zurückzuführen sind, insbesondere in vielen afrikanischen Staaten. Gleichzeitig wir die unzureichende Reaktion staatlicher Stellen auf den Anstieg antisemitischer und antimuslimischer Vorfälle moniert. 

Besorgniserregend sei auch der Anstieg von Vandalismus gegen Kirchen, Störungen religiöser Feiern und tätlichen Angriffen auf Geistliche. Kritisiert wird, dass in einigen europäischen Staaten entgegen bestehender Verpflichtungen keine systematische Erfassung solcher Vorfälle erfolge.

Einzelaspekte der Christenverfolgung und Einschränkungen religiöser Freiheit werden in gesonderten Artikeln vertieft. So wird etwa das „kubanische Modell“ mit Überwachung, restriktiver Gesetzgebung und der Ausschaltung oppositioneller Stimmen näher analysiert. Auch die Entwicklungen des Dschihadismus sowie der Stellenwert religiöser Bildung – anhand von Projekten im Libanon – werden näher beleuchtet. Bildung sei entscheidend für die Wertebildung, Haltung und soziale Kompetenz junger Menschen.

Hoffnung durch Engagement der Glaubensgemeinschaften

Trotz der teils dramatischen Entwicklungen hebt der Bericht auch positive Tendenzen hervor: Glaubensgemeinschaften zeigten vielerorts ein „unerschütterliches Engagement“ – als Friedensstifter, in der Nothilfe oder in der Seelsorge. In zahlreichen Regionen seien sie zudem tragende Säulen des Bildungssystems und leisteten einen wichtigen Beitrag zu sozialem Zusammenhalt und interreligiösem Dialog. Vor diesem Hintergrund betont der Bericht eindringlich: Religionsfreiheit ist kein Privileg, sondern ein grundlegendes Menschenrecht.

Für die Erhebung analysierten 13 unabhängige Journalisten und Menschenrechtsexperten die gesetzliche Lage, dokumentierten Vorfälle und bewerteten die Perspektiven in 196 Ländern. Die Studie erscheint alle zwei Jahre und gilt als weltweit umfassendste, nichtstaatliche Erhebung zur Religionsfreiheit. Der aktuelle Beobachtungszeitraum umfasst die Jahre 2023 und 2024.  DT/dsc

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