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Papst Franziskus besorgt über die Lage in Nicaragua

Auch das US-Außenministerium und ein UN-Menschenrechtsausschuss fordern die Freilassung der inhaftierten Bischöfe und Priester. Unterdessen werden weiterhin Priester daran gehindert, ins Land einzureisen.
Papst Franziskus zu Lage in Nicaragua
Foto: IMAGO/IPA/ABACA (www.imago-images.de) | Franziskus wiederholte seine Einladung an das Regime von Daniel Ortega und Rosario Murillo zu einem „respektvollen diplomatischen Dialog“, wie er das bereits seit Anfang 2023 tut.

Papst Franziskus hat erneut seine tiefe Besorgnis über den Fortgang der Krise in Nicaragua und die schmerzlichen Folgen für die Gesellschaft, insbesondere für die katholische Kirche, zum Ausdruck gebracht. Bei seiner traditionellen Neujahrsansprache an die Mitglieder des Diplomatischen Chors sagte der Papst: „Die Situation in Nicaragua ist weiterhin besorgniserregend; es handelt sich um eine Krise, die sich seit einiger Zeit hinzieht, mit schmerzlichen Folgen für die gesamte nicaraguanische Gesellschaft, insbesondere für die katholische Kirche.“

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Franziskus wiederholte seine Einladung an das Regime von Daniel Ortega und Rosario Murillo zu einem „respektvollen diplomatischen Dialog“, wie er das bereits seit Anfang 2023 tut. „Der Heilige Stuhl hört nicht auf, zu einem diplomatischen Dialog einzuladen, der das Wohl der Katholiken und der gesamten Bevölkerung respektiert“, betonte er.

Franziskus ruft zum "Weg des Dialogs" auf

Bereits am 1. Januar hatte sich Papst Franziskus zur Situation in Nicaragua geäußert. Er drückte seine „Besorgnis“ über die Inhaftierung katholischer Priester in Nicaragua aus, und rief dazu auf, „immer den Weg des Dialogs“ zu suchen.

Auch das amerikanische Außenministerium äußerte sich zu den Verhaftungen. Am 2. Januar schrieb Ministeriumssprecher Matthew Miller in einem Pressestatement: „Präsident Daniel Ortega und Vizepräsident Rosario Murillo haben Bischof Rolando Álvarez 500 Tage lang zu Unrecht inhaftiert. Während dieser Zeit haben die nicaraguanischen Behörden Bischof Álvarez in Isolationshaft gehalten, eine unabhängige Bewertung seiner Haftbedingungen verhindert und inszenierte Videos und Fotos veröffentlicht, die die Sorge um sein Wohlergehen nur noch verstärken.“

Der Sprecher erinnert daran, dass in Nicaragua neben Bischof Álvarez „viele religiöse Führungspersönlichkeiten zu Unrecht inhaftiert sind, darunter Bischofskollege Isidoro Mora und mehrere Priester.“ Das Ortega-Murillo-Regime verhänge weiterhin strenge Beschränkungen für religiöse Gemeinschaften und „verweigert den nicaraguanischen Bürgern die Möglichkeit, ihre Religion frei auszuüben und ihre Überzeugungen zu äußern.“ Deshalb fordere das US-Außenministerium „die nicaraguanische Regierung erneut auf, Bischof Rolando Álvarez unverzüglich und ohne Auflagen freizulassen.

Einreiseverbot für Priester, die in Nicaragua missionieren wollen

Das Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR), Regionalbüro für Mittelamerika und die Karibik, forderte am 6. Januar die Regierung von Daniel Ortega auf, Informationen über den Verbleib des nicaraguanischen Bischofs Isidoro Mora zu liefern, der seit dem 20. Dezember 2023 inmitten einer Welle von Verhaftungen katholischer Geistlicher inhaftiert ist. Mora, Bischof der Diözese Siuna in der Karibik Nicaraguas, wurde am 20. Dezember zusammen mit den Seminaristen Alester Sáenz Centeno und Tony Palacios verhaftet, einen Tag nachdem er während einer Predigt für den inhaftierten Bischof Rolando Álvarez gebetet hatte, der im Februar 2023 wegen Verrats zu mehr als 26 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.

Statt auf solche Aufrufe einzugehen, handelt das Regime weiter. Am selben Tag wurde der guatemaltekische Priester Juan Francisco Solís Melgar, Generaldirektor des katholischen Bildungszentrums Colegio Liceo Franciscano in Managua, aufgrund einer Weigerung der Regierung die Rückkehr nach Nicaragua verweigert, wo er seit zehn Jahren lebt, so die im Exil lebende nicaraguanische Anwältin Martha Patricia Molina. Der Vizepräsidentin zufolge haben die nicaraguanischen Behörden auch drei anderen Priestern, die sie nicht namentlich nannte, die Einreise verboten, „die in Nicaragua missionieren wollten“. 

Der nicaraguanische Priester Fernando Téllez Báez von der Erzdiözese Managua ging den umgekehrten Weg: Am 3. Januar ging er inmitten der Verhaftungen von Geistlichen ins Exil, berichtete Molina auf dem Sozialen Netzwerk „X“.  Téllez floh aus seinem Land, nachdem Agenten der Nationalen Polizei gedroht hatten, ihn zu verhaften, so Gemeindemitglieder in sozialen Netzwerken.

Übergriffe nahmen 2023 deutlich zu

In Nicaragua sind von 2018 bis Januar 2024 insgesamt 203 Geistliche sowie Ordensfrauen und -männer verbannt, inhaftiert, ausgewiesen worden oder ihnen wurde die Einreise nach Nicaragua verweigert. Mehr als 80 Prozent dieser Übergriffe wurden im Jahr 2023 registriert, als Ortega seinen Angriff auf die katholische Kirche verstärkte.

Martha Patricia Molina führt darüber hinaus aus: „Das Jahr 2023 war das blutigste: 307 Übergriffe im Jahr 2023, plus 3.600 verbotene Prozessionen, plus 237 verbotene Messen auf Friedhöfen. Entführungen, Belagerungen, ständige Überwachung.“  DT/jg

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