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Pakistan: Soforthilfe nach christenfeindlichen Ausschreitungen

Das Hilfswerk „Kirche in Not“ unterstützt Christen im Distrikt Punjab, die bei Ausschreitungen ihre Lebensgrundlage verloren haben.
Gerechtigkeit für pakistanische Christen
Foto: IMAGO/Velar Grant (www.imago-images.de) | Demonstranten in Pakistan fordern Gerechtigkeit für pakistanische Christen, die im August von einem muslimischen Mob attackiert worden waren.

Nach den christenfeindlichen Ausschreitungen Mitte August in der Stadt Jaranwala im Distrikt Punjab im Osten Pakistans hat das pastorale Hilfswerk „Kirche in Not“ ein Soforthilfepaket auf den Weg gebracht. Finanziert werden Hilfsgüter für über 460 christliche Familien, die bei den Ausschreitungen ihre Lebensgrundlage verloren haben. „Das Leben dieser Menschen ist in großer Gefahr, sie kämpfen ums Überleben“, erklärte der zuständige Bischöfe von Faisalabad, Joseph Indrias Rehmat, der um Unterstützung gebeten hatte. Das Hilfswerk will auch bei Bedarf den Wiederaufbau der völlig ausgebrennten Häuser und Kirchen in Jaranwala unterstützen.

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Begonnen hatten die gewalttätigen Übergriffe gegen christliche Gemeinden am 16. August mit der Zerstörung von Kirchen und Friedhöfen, Sie drohen sich inzwischen auf andere Städte und Regionen auszuweiten. Die Gewaltwelle war durch das Gerücht ausgelöst worden, zwei Christen hätten den Koran entweiht. Laut pakistanischen Medien hatten dann Mitglieder der Tehreek-i-Labbaik Pakistan, einer extremistisch-dschihadistischen Partei, über Lautsprecher von Moscheen die Muslime zu Vergeltungsmaßnahmen aufgerufen.

Der Vorwurf: Christen hätten den Koran entehrt

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity International (CSI) rief ein Rädelsführer: „Christen haben den Koran entehrt und somit Blasphemie begangen. Und ihr genießt nun euer Frühstück? Was seid ihr nur für Muslime! Ihr hättet sterben sollen, oder zumindest für euren Glauben alle Straßen blockieren sollen!“

Das katholische Hilfswerk missio Aachen forderte inzwischen das Auswärtige Amt in Berlin auf, „sich unverzüglich gegenüber der Regierung in Pakistan dafür einzusetzen, dass alle notwendigen Maßnahmen für die Sicherheit der Christen in der betroffenen Region ergriffen werden.“ 

Blasphemie steht in der islamischen Republik unter Strafe. Entsprechende Vorwürfe lösen in Pakistan regelmäßig Gewalt gegen Christen aus. Todesurteile wurden in der Vergangenheit zwar verhängt, allerdings noch nicht vollstreckt. Die erste Frau, die wegen angeblicher Blasphemie zum Tode verurteilt wurde, war die Katholikin Asia Bibi aus dem Punjab. Sie saß nach ihrer Verurteilung fast neun Jahre in der Todeszelle, bis das Urteil im Januar 2019 durch das höchste Gericht Pakistans letztinstanzlich aufgehoben wurde. Der Freispruch führte in Pakistan zu tagelangen gewaltsamen Protesten muslimischer Hardliner. Im Mai 2019 konnte sie unter größter Geheimhaltung nach Kanada ausreisen.  DT/chp

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