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Omikron: Corona-Expertenrat gibt keine Entwarnung

Die beobachtbare „Reduktion der Krankheitsschwere“ würde durch eine „starke Infektionsdynamik“ voraussichtlich „quantitativ“ aufgewogen.
Coronavirus - Expertenrat der Bundesregierung
Foto: Michael Kappeler (dpa) | Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, nimmt an der Videokonferenz des Expertenrat der Bundesregierung zur Corona Pandemie teil.

Rechtzeitig vor der heute stattfindenden Videoschaltkonferenz von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit den Ministerpräsidenten der Länder, bei der es um das weitere Vorgehen von Bund und Ländern in der Pandemie gehen soll, hat der Corona-Expertenrat der Bundesregierung gestern seine zweite Stellungnahme veröffentlicht. In der erneut einstimmig verabschiedeten Erklärung warnt der Rat weiterhin vor einer Überlastung des Gesundheitswesens und der kritischen Infrastruktur.

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Obgleich es „derzeit noch große regionale Unterschiede bei der Verbreitung“ der Virusvariante Omikron gebe, hält das Expertengremium es für ausgemacht, dass Omikron auch hierzulande „zeitnah flächendeckend dominant“ werde. Zwar deuteten im Vergleich zu der Virusvariante Delta „erste epidemiologische Analysen aus Großbritannien, Dänemark und den USA auf einen milderen Krankheitsverlauf“. Es bestehe jedoch die Gefahr, dass „die starke Infektionsdynamik und die damit verbundene hohe Zahl von parallel auftretenden Erkrankungen“ diesen Vorteil „quantitativ“ aufwiege. „Zeitweise sehr hohe Fallzahlen in einzelnen europäischen Ländern und in den USA“ führten dort derzeit „zu einem deutlichen Anstieg der Krankenhausaufnahmen“.

Experten erwarten mehr intensivpflichtige Fälle als in anderen Ländern

Die „Reduktion der Krankheitsschwere“ führen die Experten dabei „größtenteils“ auf die „Impfungen“ sowie „vorangegangene Infektionen eines Großteils der Bevölkerung zurück, sowie „zu einem Teil“ auf „eine Verminderung der krankmachenden Eigenschaften des Virus“. „Impfungen und insbesondere Boosterimpfungen“ schützten auch bei Omikron „vor schweren Krankheitsverläufen und Hospitalisierung“.

„Im Vergleich mit Ländern zu Ländern mit ähnlicher Bevölkerungsstruktur“ gebe es in Deutschland „immer noch einen größeren Anteil von Menschen, die bislang keinen Immunschutz erworben“ hätten. Dies gelte auch für eine „signifikante Zahl von Menschen, die einer vulnerablen Gruppe zuzuordnen“ seien, was im Vergleich zu anderen Ländern „zu einer stärkeren intensivmedizinischen Belastung“ führen könne.

Auf „erhebliche Belastungssituation“ einstellen

 „Trotz einer reduzierten Hospitalisierungsrate“ sei daher „bei sehr hohen Inzidenzwerten aufgrund des hohen zeitgleichen Aufkommens infizierter Patient:innen mit einer erheblichen Belastung und regional auch Überlastung der Krankenhäuser und der ambulanten Versorgungsstrukturen (Praxen, Ambulanzen, Tageskliniken) und dem öffentlichen Gesundheitsdienst“ zu rechnen.

Da die Virusvariante „auch Geimpfte wieder in das Infektionsgeschehen“ einbeziehe, entstehe „ein weiteres wesentliches Problem durch Personalausfälle aufgrund von Ansteckungen innerhalb der Belegschaften von Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und ambulanten Versorgungsstrukturen“. „Ein hohes Patientenaufkommen kombiniert mit akutem Personalmangel“ könne „innerhalb von kurzer Zeit die allgemeine medizinische Versorgung in Deutschland gefährden“. Alle medizinischen und pflegerischen Versorgungseinrichtungen müssten sich daher in den „kommenden Wochen auf eine erhebliche Belastungssituation einstellen“.

Expertenrat empfiehlt deutliche Intensivierung vom Impfangeboten

Vergleichbares gelte auch für die „kritische Infrastruktur“ und „weitere gesellschaftlich relevante Sektoren“. Sei absehbar, dass „in den kommenden Wochen die Belastung durch hohe Infektionszahlen und Personalausfälle zu hoch“ würde, sei „kurzfristig eine weitere Intensivierung der Kontaktbeschränkungen erforderlich“.

Auch solle „das Angebot der Impfungen in allen Altersstufen, für die eine Impfung verfügbar“ sei, „nochmal deutlich intensiviert werden“. Die Bevölkerung sei „durch eine stringente Kommunikationsstrategie über die Gesundheitsrisiken einer Infektion, die kollateralen Effekte einer eingeschränkten Versorgung sowie den Nutzen der Impfung zu informieren und auf die zu erwartende Belastung vorzubereiten“.

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Stefan Rehder SPD

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