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Ohne Menschenfurcht

Bei der Verteidigung des Rechts auf Leben ungeborener Kinder lebt Papst Franziskus die gelungene Synthese von Lehre und Pastoral vor.
Papst Franziskus - Generalaudienz
Foto: Gregorio Borgia (AP) | Franziskus, hier seiner wöchentlichen Generalaudienz, wäre nicht er selbst, wenn es bei der bloßen Verurteilung der Abtreibung beließe.

Papst Franziskus hat es wieder getan. Gefühlt im Wochentakt verurteilt der Pontifex vorgeburtliche Kindstötungen. Auch gestern – bei einer Audienz für italienische Krankenhausapotheker – fand der Argentinier auf dem Stuhl Petri dabei erneut drastische Worte: „Sie wissen, dass ich in dieser Sache sehr klar bin. Es handelt sich um einen Mord, und es ist nicht zulässig, sich zum Komplizen zu machen“, wandte sich Franziskus direkt an seine Gäste.

Klarheit und Wahrheit

Natürlich weiß auch Franziskus, dass er mit solchen Worten nicht die Herzen der Weltpresse im Sturm erobert. Nur ist das, anders als bei vielen Politikern, gekrönten Häuptern oder Prominenten, die in den Mediengesellschaften unserer Tage oft nur ihre eigene Haut zu Markte tragen, auch gar nicht seine Absicht. Als Stellvertreter Christi zählt es zu Aufgaben des Papstes, Katholiken sowie alle Menschen guten Willens auch in Fragen der Moral, zuverlässig zu orientieren. Und in einer Zeit, in der selbst Institutionen wie das Europäische Parlament mehrheitlich die Tötung unschuldiger und wehrloser Menschen in den Rang eines Menschenrechts zu erheben suchen, sind Klarheit und Wahrheit nötiger denn je.

Der gute Hirte

Franziskus wäre aber nicht er selbst, wenn es bei der bloßen Verurteilung der Abtreibung, die auch das II. Vatikanische Konzil ein „abscheuliches Verbrechen“ nennt, beließe. Der Mann ohne Menschenfurcht, der die Welt als Ort begreift, auf dem die Menschen sich durch ihre Sünden selbst und gegenseitig bis zur Unkenntlichkeit verstümmeln, und in der der Kirche die Aufgabe zukommt, die Versehrten wie in einem Feldlazarett zu verarzten und gesund zu pflegen, verschließt die Augen nicht vor der Not und dem Leid der Frauen, denen Abtreibung von Politik und Medien oft so kalt wie rücksichtslos als Lösung ihrer Probleme angeboten wird.

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Man müsse schon, so Franziskus, „in einem Beichtstuhl sitzen, um zu verstehen, wie hoch der Preis ist“, den Frauen zahlten, die alleingelassen mit ihrer Not nicht die Kraft finden, „Ja“ zum Leben ihres Kindes zu sagen. Als guter Hirt weiß er: Dieser Preis „ist sehr hoch.“

Ganzheitliche Perspektive

Wenn der Papst sodann daran erinnert, dass es „unsere Pflicht sei, den Menschen nahe zu sein (…) vor allem den Frauen“, und die Krankenhausapotheker aufruft, sich, in enger Zusammenarbeit mit dem Arzt, stets ein Gesamtbild von der medizinischen Situation des Patienten zu verschaffen und ihren Dienst mit „Gebet und Liebe“ nachzugehen, dann eröffnet Franziskus eine Perspektive, die weit über ein bloß funktionales Verständnis des Apothekerberufs hinausgeht.

Ein katholischer Apotheker ist eben nie nur ein „Pillendreher“. Er ist in der Nachfolge Christi mit seiner Profession zum Dienst an seinen Brüdern und Schwestern gerufen. Und das gelingt, wie in vielen anderen Berufen auch, nur dem, der die Menschen selbst dabei nicht aus dem Blick verliert.

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