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Norddeutschland wählt anders

Es ist nicht ganz die alte Bundesrepublik, aber die Sehnsucht nach Stabilität kommt durch: Die Hamburger haben mit der SPD eine der alten Volksparteien stark gemacht und die AfD klein gehalten.
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD)
Foto: IMAGO/dts Nachrichtenagentur (www.imago-images.de) | Der strahlende Sieger: Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hält eine Rede auf dem Bürgerschaftswahlabend der Hamburger SPD Hamburg.

Klar, die sonst so gebeutelten Sozialdemokraten freuen sich über ihren Sieg. Die Freude lohnt sich aber nur, wenn sie in Einsichten mündet, die die SPD dann auch bei den aktuellen Verhandlungen in Berlin berücksichtigen kann. Dieses Votum ist kein Beleg dafür, dass es in manchen Regionen vielleicht doch sehr viele Menschen geben könnte, die Saskia Esken toll finden oder der Ampel-Regierung hinterher trauern.

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Die Hamburger haben für die Hamburger SPD gestimmt. Und diese stark in der Geschichte der Hansestadt verwurzelte Partei ist dort eben immer noch staatstragend. Man mag ja den Helmut-Schmidt-Mythos, der im hohen Norden gepflegt wird, belächeln – aber immerhin, hier haben die Sozialdemokraten eben noch eine große Erzählung, die Wähler gerne hören. Denn sie erkennen sich wieder in ihr. Die Lehre für Berlin daraus wäre: Solidität ist wichtig, Sachlichkeit, Stabilität, gerne auch ein bisschen Langeweile – alles Eigenschaften, für die auch Peter Tschentscher steht, der Sieger von gestern. 

Hört auf, das Totenglöckchen für die Volksparteien zu bimmeln

Fast noch wichtiger aber ist etwas anderes: Hört endlich auf, das Totenglöckchen für die Volksparteien zu bimmeln. Sie sind nur dann tot, wenn sie keine Volksparteien sein wollen. Wenn sie sich ideologisch einmauern, skurrile Gestalten in die Führungsspitze berufen, das Gefühl für die Sorgen der Menschen verloren haben, dann geht es bergab – siehe Bundes-SPD.

Präsentieren sie sich aber eben als klassische Volkspartei und haben zudem eine Führungspersönlichkeit, die als Landesvater hergezeigt werden kann, funktioniert es – siehe Hamburg. Hier lohnt der Vergleich zu den Wahlen 2022 bei den norddeutschen Nachbarn in Schleswig-Holstein: Auch hier siegte eine Volkspartei, in dem Fall die CDU, auch hier gab es den Landesvater-Bonus. Und auch dort stand am Ende eine schwache AfD. In Kiel zog sie erst gar nicht ins Landesparlament ein, in Hamburg nun bleibt sie im Mini-Format.

Vor einer Woche haben viel zu viele wie das Kaninchen vor der Schlange auf die blau gefärbten Wahlkreise in Mittel- und Ostdeutschland geschaut. Wir sollten nicht vergessen, Deutschland besteht nicht nur aus diesen Regionen. Wir sollten bei aller angebrachten Vorsicht und Aufmerksamkeit bedenken: Es geht offensichtlich auch anders.   

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