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Nicaragua: Verschärfte Repression gegen Christen

„Christian Solidarity Worldwide (CSW)“ dokumentiert eine zunehmende Überwachung religiöser Führer in Nicaragua. Das Regime schreckt nicht einmal davor zurück, Gebete für das eigene Land zu untersagen.
Daniel Ortega: Unter seiner Regierung haben Christen nichts zu lachen
Foto: Jorge Torres (imago stock&people) | Unter seiner Regierung haben Christen nichts zu lachen: der diktatorisch regierende nicaraguanische Staatschef Daniel Ortega 2018.

Wegen Repression gegen christliche Kirchen steht Nicaragua schon seit längerem in der Kritik. Nun dokumentiert ein neuer CSW-Bericht schwerwiegende Eingriffe in die Religions- und Glaubensfreiheit in Nicaragua im Jahr 2024. Die Organisation berichtet über 222 Vorfälle, bei denen Gläubige eingeschüchtert, unter Druck gesetzt oder in ihrer Glaubensausübung behindert wurden. Die Regierungsmaßnahmen zielen offenbar systematisch darauf ab, den Einfluss religiöser Gemeinschaften einzudämmen und deren kritische Stimmen zum Verstummen zu bringen.

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Besondere Besorgnis erregt die Einführung sogenannter „Vorsichtsmaßnahmen“ gegen Geistliche. Exemplarisch steht der Fall des Pfarrers Luis Eduardo Benavides: Am 27. August 2024 eröffneten ihm Polizeibeamte, er müsse sich fortan jeden Dienstag zum Verhör und Fotografieren einfinden – auf direkte Anweisung aus Managua. Aus Furcht vor Inhaftierung flüchtete Benavides am nächsten Morgen nach Honduras.

Kreuzwege und Prozessionen verboten

CSW berichtet zudem von neun weiteren Fällen, in denen Geistliche willkürlich festgenommen und verhört wurden. Sie wurden zu wöchentlichen Polizeimeldungen verpflichtet, fotografisch erfasst und mussten detaillierte Aktivitätspläne vorlegen. Zudem wurde ihnen untersagt, ihre Gemeinden ohne behördliche Genehmigung zu verlassen. Dies zeigt, wie gezielt das Regime versucht, Kontrolle über religiöse Organisationen auszuüben und kritische Stimmen zu unterdrücken.

Die Nationalpolizei untersagte mit Gewalt zahlreiche öffentliche religiöse Veranstaltungen. So wurde am 22. Februar der traditionelle Kreuzweg in Acoyapa (Chontales) verboten, ebenso wie die Allerseelen-Messen auf Friedhöfen am 2. November, katholische Prozessionen und die Feierlichkeiten zum Tag der Bibel, der sowohl von Katholiken als auch von Protestanten veranstaltet wird. 

Die Repressionen treffen auch evangelische Gemeinden: CWS berichtet über einen Fall in einer evangelischen Kirche im Norden Nicaraguas, wo sich Christen versammelt hätten, um zu beten, „bevor an einem örtlichen Fluss Taufen stattfinden sollten“. Beamte der Nationalpolizei stürmten das Gebäude „und befahlen allen Anwesenden, sich im Kirchengebäude aufzuhalten, da sie sonst verhaftet würden.“ Infolgedessen hätten keine Taufen durchgeführt werden können.

Breit angelegte Kampagne

Im August 2024 wurde ein Pastor in Estelí von der Polizei aufgefordert, den „Ton“ seiner in sozialen Netzwerken übertragenen Predigten zu ändern – andernfalls drohe ihm eine Festnahme. Predigten über Einheit oder Gerechtigkeit sowie Gebete für inhaftierte Geistliche oder die allgemeine Lage im Land wurden explizit untersagt. Ein Pastoren-Ehepaar wurde inhaftiert, weil es in Gottesdiensten für Nicaragua und Israel gebetet hatte. Nach ihrer Freilassung erhielten sie Verbot, an religiösen Aktivitäten teilzunehmen.

CSW betont die wachsende Nötigung religiöser Organisationen zu politischer Neutralität. Kirchen, die gesellschaftliche Missstände thematisieren, werden gezielt verfolgt. Aus Vergeltungsangst üben viele Geistliche Selbstzensur oder fliehen ins Ausland. Diese Repressionen sind nach CSW-Einschätzung Teil einer breit angelegten Kampagne zur Zerschlagung der unabhängigen Zivilgesellschaft.

Die Organisation fordert ein entschiedenes Eingreifen der internationalen Gemeinschaft gegen die repressive Politik Nicaraguas. Besonders alarmierend sei das langfristige Ziel des Regimes, religiöse Institutionen als moralische Instanzen zu schwächen. Dies bedrohe nicht nur die Religionsfreiheit, sondern auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt. CSW appelliert an internationale Menschenrechtsgruppen und Regierungen, durch diplomatische und wirtschaftliche Sanktionen Druck auf Managua auszuüben. Nur so könne der fortschreitenden Unterdrückung religiöser Gemeinschaften Einhalt geboten werden. (DT/jg)

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