Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat die Idee eines neuen Internationalen Friedensbundes der Katholiken ins Spiel gebracht. Und emotional trifft er damit ins Schwarze, denn die Gefahr eines Weltkriegs, zu dessen Hauptschauplätzen Europa gehört, wächst täglich.
Polen schließt einen Krieg mit Russland inzwischen nicht mehr aus und sendet damit ein Warnsignal an die deutschen Nachbarn, wo manche Politiker noch mit Putin sympathisieren. Im Unterschied zu den katholischen Pazifisten, die 1919 eine Anregung Benedikts XV. aufgriffen und den „Friedensbund Deutscher Katholiken“ gründeten, blickt man in Deutschland heute aber auf eine jahrzehntelange stabile Demokratie zurück.
Heute wäre ein Internationaler Friedensbund der Katholiken wohl mehrheitsfähig
In der Gründung des Friedensbunds des Jahres 1919 schwang auch politische Hilflosigkeit in einer politischen Umbruchsituation nach dem Ende der Monarchie mit, in der sich politische Parteien erst etablieren und Regierungserfahrung sammeln mussten. Dass der Friedensbund in der Bonner Republik, als sich die katholischen Wähler bei den C-Parteien politisch sicher beheimatet fühlten, trotz Kubakrise und Natodoppelbeschluss keine größere Rolle spielte, spricht für sich.
Das Deutschland des Jahres 2023 ist nicht die Weimarer Republik, in der die katholischen Bischöfe dem Friedensbund überwiegend kritisch gegenüberstanden. Heute wäre ein Internationaler Friedensbund der Katholiken in der Bischofskonferenz möglicherweise sogar mehrheitsfähig.
Ist es Zufall, dass Kardinal Marx die Frage ausklammert, warum immer weniger überzeugte Katholiken, die sich für den Frieden engagieren wollen, in eine C-Partei eintreten? Die kleiner werdende Herde engagierter Katholiken und die Politiker, die christliche Friedenspolitik voranbringen sollten, haben sich zu weit von einander entfernt. Die Aufforderung des Münchner Erzbischofs ist eine Watsche für alle Unionspolitiker, die das noch nicht sehen wollen.
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