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Kyrill macht „böse äußere Kraft“ für den Krieg verantwortlich

Der russisch-orthodoxe Patriarch wettert vor russischen Politikern gegen die unierten Katholiken in der Ukraine und gegen den Ökumenischen Patriarchen.
Der russisch-orthodoxe Patriarsch Kyrill
Foto: IMAGO/Vyacheslav Prokofyev (www.imago-images.de) | Kyrill warf dem Westen in seiner Predigt vor, eine „Abschaffung der russischen Kultur“ zu betreiben.

Der russische Patriarch Kyrill hat in einer Rede vor dem Parlament in Moskau den Westen für den Krieg in der Ukraine verantwortlich gemacht. Wörtlich sagte das Oberhaupt der russischen Orthodoxie am Dienstag im Föderationsrat der Bundesversammlung: „Ich bin davon überzeugt, dass die Spaltung der Völker des historischen Russlands, die – wie schon zuvor in der Geschichte – zu einem blutigen Krieg geführt hat, das Ergebnis des Eingreifens feindlicher politischer Kräfte von außen ist.“ Es seien „Kolonialmächte“, die „auch in anderen Regionen der Erde militärische Spannungen und vernichtende Konflikte geschaffen“ hätten und die nun „die russisch-ukrainischen Feindseligkeiten eskalieren“ ließen, um zu teilen und zu herrschen.

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Die Völker Russlands und der Ukraine seien „durch den orthodoxen Glauben vereint und durch ein gemeinsames historisches Schicksal verbunden“. Sie könnten kein Interesse an dem Konflikt haben, so Patriarch Kyrill, und dürften „nicht als Schuldige dieser Situation angesehen werden“. Verantwortlich dafür macht der Patriarch vielmehr „die Pläne einer bösen äußeren Kraft“. Kyrill warf dem Westen vor, eine „Abschaffung der russischen Kultur“ zu betreiben.

Autokephalie schwächt Einfluss der Kirche Russlands

In diesem Zusammenhang attackiert der Moskauer Patriarch auch den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, der eine autokephale (also kirchenrechtlich eigenständige) Orthodoxie in der Ukraine anerkannte: „Man kann nur sagen, dass das Schisma der ukrainischen Orthodoxie ein weiteres Glied in dieser bösartigen Kette von Spaltungen ist. Das Vorgehen des Patriarchats von Konstantinopel, das das Schisma legalisierte, verdient einen historischen Vergleich mit dem Uniatismus.“ Damit ist die Vereinigung vormals orthodoxer Bischöfe mit dem Papst gemeint, die im Fall der Ukraine im 16. Jahrhundert geschah. Das „politische Ziel der Schaffung der Autokephalie“ bestehe darin, den Einfluss der orthodoxen Kirche Russlands zu schwächen, behauptete Kyrill in seiner Rede.

Die mit Rom unierte katholische Kirche des byzantinischen Ritus in der Ukraine attackierte Kyrill auch direkt: Die Kirchenunion von Brest 1596, in der sich ukrainische Bischöfe dem Papst unterstellten, sei ein „Meilenstein“ der „Spaltungen zwischen den Völkern des historischen Russland“ gewesen, die „künstlich provoziert wurden, auch von außen“. Und weiter: „Dieser Akt, der darauf abzielte, die orthodoxe Einheit zu zerstören, löste ein sehr spezifisches politisches Problem für die Westmächte.“  DT/sba

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