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Kritik am Schweigen des Papstes zu Menschenrechtsverletzungen in China

Das US-Magazin "Foreign Policy" übt nun Kritik an der China-Politik des Vatikans: Hindert das Abkommen zwischen dem Vatikan und dem kommunistischen Regime in Peking den Papst, die schlimmsten Menschenrechtsverletzungen in China seit der Kulturrevolution anzuprangern?
Pope Francis general audience
Foto: Angelo Carconi (ANSA) | Chinesische Gläubige bei einer Generalaudienz im Vatikan: Der Heilige Stuhl gerät zusehends aufgrund seiner China-Politik unter Druck.

Das außenpolitische Fachmagazin "Foreign Policy" kritisiert die China-Politik des Vatikan und das Schweigen des Papstes zur Verfolgung religiöser Minderheiten in China.  Durch die "China-Cables" und andere Enthüllungen, die vor allem die Verfolgung der Uiguren betreffen, ist die Religionspolitik der Kommunistischen Partei Chinas in den Fokus gerückt. Mit ihr auch ein geheimes Abkommen, dass der Heilige Stuhl vor zwei Jahren mit dem Regime in Peking geschlossen hatte, um die kirchlichen Verhältnisse zu normalisieren.

Entgegen der Erwartungen nimmt die Verfolgung religiöser Minderheiten in China zu. So habe die Präsidentin des „Board of Deputies of British Jews“, Marie van der Zyl, gegenüber China die richtigen Worte gefunden, meint "Foreign Policy"  - im Gegensatz zu Papst Franziskus oder dem geistlichen Oberhaupt der anglikanischen Gemeinschaft, Justin Welby. In einem Schreiben an den Botschafter Pekings in London verglich Zyn die Verfolgung der Uiguren mit dem NS-Regime im 2. Weltkrieg: Deportationen, Sterilisationen und das „grimmige Gespenst der Konzentrationslager“.

Zyl, die Vorsitzende der wichtigsten jüdischen Organisation in Großbritannien, hebe hervor, dass immer mehr Stimmen gegen die chinesische Religionspolitik zu vernehmen seien, aber ausgerechnet Papst Franziskus, der normalerweise ein mächtiger Anwalt für die Unterdrückten sei, ziehe das Schweigen vor. An seiner Stelle müssten nun andere das Wort ergreifen.

Geschockt vom Schweigen des Papstes

„Es ist Franziskus‘ Schweigen, das mich am meisten schockiert. Fast jeden Sonntag, wenn er den Angelus betet, verweist er zu Recht auf eine Ungerechtigkeit irgendwo auf der Welt. Er hat in der Vergangenheit oft nicht nur von der Verfolgung von Christen auf der ganzen Welt gesprochen, sondern auch von der Notlage der Rohingyas in Myanmar; die Konflikte in Syrien, Jemen, der Ukraine und Nigeria; und Religionsfreiheit für alle“, beklagt der Autor in "Foreign Policy", denn ein Land fehle: „China“.

Der Völkermord an den Uiguren, das neue Sicherheitsgesetz in Hongkong und die schlimmste Christenverfolgung seit der Kulturrevolution, während die Repression in Tibet weitergehe, sind die Verbrechen eines Regimes, mit dem der Vatikan ein geheimes Abkommen geschlossen habe. Und der Papst schweige: „Er hat kein öffentliches Gebet für die Uiguren, Hongkonger, Christen, Falun Gong-Praktizierenden, Tibeter und andere gesprochen, die zunehmend den Druck des Stiefels der Kommunistischen Partei Chinas spüren.“

Im schlimmsten Moment schmiegt sich der Vatikan an China

Den Grund für die Zurückhaltung des Papstes macht "Foreign Policy" an dem „Deal mit Peking“ fest, dem Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Regime in Peking, dass unter anderem die Ernennung von Bischöfen normalisieren sollte.

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Doch die chinesischen Kommunisten hätten sich das Schweigen des Papstes „gekauft“, so "Foreign Policy". Der Autor 'liebe diesen Papst' und seine Ausrichtung auf Barmherzigkeit und Vergebung, doch er sei darüber verwirrt, wie sehr der Papst sich in China geirrt habe.

Das Magazin gibt daher dem letzten britischen Gouverneur von Hongkong, Chris Patten, recht, den er aus dem „Tablet" zitiert: Der Vatikan hat „sich im schlimmsten denkbaren Moment an eine Kommunistische Partei Chinas geschmiegt, gerade als sie in China und darüber hinaus einen rüpelhaften Amoklauf beginnt."

DT/ska

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