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Kommentar um "5 vor 12": Kein Gas für Erdogan

Deutschland blamiert sich, wenn es im Erdgasstreit zwischen der Türkei und Griechenland den „ehrlichen Makler“ spielen will.
Der türkische Präsident Erdogan
Foto: - (XinHua) | Erdogan zündelt in Syrien und Libyen, derweil redet Außenminister Maas davon, dass beide Seiten de-eskalieren sollen.

Hundert Jahre nach dem Vertrag von Sèvres, der das Osmanische Reich zerschlagen sollte, zeigt die Türkei rücksichtsloser denn je ihre außenpolitischen Ambitionen. Der Konflikt um Erdgasvorkommen im Mittelmeer spitzt sich zu. Seit die Türkei über ihre Libyen-Politik versucht, ihre Ausschließliche Wirtschaftszone auszuweiten – und damit die Kontrolle über Gas – droht die Lage zu eskalieren.

Kein ehrlicher Makler

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Deutschland kann in dieser Affäre kein „ehrlicher Makler“ sein, besonders nicht mit EU-Ratsvorsitz. Das EU-Mitglied Zypern hat die Türkei bis heute nicht anerkannt. Aber während Erdogan in Syrien und Libyen zündelt, Hagia Sophia und Chora-Kirche in Moscheen umwidmet oder im Februar Griechenland mit Grenzöffnung zu erpressen sucht, redet Außenminister Maas davon, dass „beide Seiten“ de-eskalieren sollen. Das hieße, Täter und Opfer gleichwertig zu behandeln. 

Die Leviten lesen

Statt sich mit dem Bully auf dem europäischen Pausenhof versöhnen zu wollen, sollte Deutschland Erdogan die Leviten lesen; im Zweifel auch mit Androhung von Sanktionen. Vermittlung wird in Ankara offenbar als Schwäche ausgelegt. Einen zahnlosen Tiger nimmt niemand auf dem internationalen Parkett ernst. Griechenland ist Europas letzter Außenposten – nicht die Türkei.

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