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Keine Einbahnstraße

Warum innerkatholische Kritik am „Marsch für das Leben“ wohlfeil ist.
Marsch für das Leben: Abtreibungsgegner protestieren in Berlin
Foto: IMAGO/snapshot-photography/K.M.Krause (www.imago-images.de) | Abtreibungsgegner protestieren mit einer Kundgebung und einem anschließendem Marsch gegen Abtreibung in Berlin und fordern einen besseren Schutz des ungeborenen Lebens.

In Berlin bereitet sich die Ampelregierung darauf vor, nach dem Werbeverbot für Abtreibungen auch die vorgeburtliche Kindstötung aus dem Strafgesetzbuch zu verbannen, doch „Outinchurch“-Aktivisten wie der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose wissen mit ihrer von Gott geschenkten Zeit nichts Gescheiteres anzufangen, als auf einem von der Deutschen Bischofskonferenz finanzierten Internetportal gegen den „Marsch für das Leben“ zu polemisieren.

Mit Regenbogenflaggen für den Lebensschutz

Aber was kann man von jemandem erwarten, der Sexualität und nicht Vernunft für das größte aller Geschenke hält, die Gott seinen Ebenbildern gemacht hat? Vernunft? Offenbar nicht unbedingt. Die Ebenbildlichkeit Gottes ist es, die Christen für den Schutz auch der noch ungeborenen Kinder eintreten lässt und es ihnen auch verbietet, andere Menschen zu diskriminieren. Ganz gleich, welchem Geschlecht sie sich zurechnen und von welchem sie sich angezogen fühlen.

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Das moralische Gebot, andere in ihren bürgerlichen Rechten weder zu benachteiligen noch als Person herabzuwürdigen, beschränkt sich jedoch nicht auf das Thema Sexualität. Auch wenn dies die von ihr ganz-und-gar-Begeisterten schwer einsehen mögen. Das Diskriminierungsverbot verlangt, auch jene zu ertragen und auszuhalten, deren politische Einstellungen oder sonstige Überzeugungen man nicht teilt. Toleranz ist keine Einbahnstraße, die nur in Richtung Regenbogenfahne führt.

In einem freien Land darf jeder jede Kundgebung und Demonstration besuchen. Verlangt wird von ihm allein, dass er sie nicht derart stört, dass andere an der Ausübung ihres Grundrechts auf freie Meinungsäußerung gehindert werden. Polizisten kontrollieren daher an den Schleusen Rucksäcke auf gefährliche Gegenstände. Nach Parteibüchern fragen sie nicht. Und wem es auf dem „Marsch für das Leben“ noch nicht bunt genug zugeht, kann das ganz einfach ändern. Er braucht nur einen Bus zu chartern und im nächsten Jahr mit vielen weiteren Regenbogenflaggen-Trägern für den Schutz des Lebens ungeborener Kinder demonstrieren.

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