Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kommentar um "5 vor 12"

Kanzlerkandidaten der Union: Das schwarze Schaulaufen beginnt

Wüst, Spahn und natürlich Merz. Die potentiellen Kanzlerkandidaten der Union bringen sich in Stellung.
Friedrich Merz und Hendrik Wüst
Foto: IMAGO/RAINER UNKEL (www.imago-images.de) | Machst du's oder soll ich? Ganz so harmonisch wie zuletzt wird das Verhältnis zwischen Friedrich Merz und Hendrik Wüst nicht bleiben, wenn beide mit ihren Ambitionen auf das Kanzleramt ernst machen.

In der Politik geht es neben dem Was auch immer um das Wie. Zumindest auf das Was, als auf das Hauptthema, hat man sich in der Union inzwischen geeignet: die Migrationsfrage. Das war, so sehr es eigentlich auf der Hand liegt, gar nicht so selbstverständlich. Schließlich gibt es immer noch merkelianische Reflexe in der Partei, die diesen ganzen Komplex lieber abwehren würden.

Lesen Sie auch:

Kein Konsens besteht aber unter dem schwarzen Spitzenpersonal darüber, wie man dieses Thema zur Sprache bringen soll. Da ist einmal NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst. Er fordert eine „Allianz der Mitte“ bei der Lösung des Migrationsproblems und sucht die Zusammenarbeit mit der Ampel. Wenngleich er diese Bitte um Kooperation etwas harscher formuliert und als Appell an die Bundesregierung zur staatsbürgerlichen Vernunft präsentiert. 

Spahn: Illegale Migration droht, die demokratische Mitte in Deutschland zu beenden

Darauf reagierte sofort Jens Spahn. Der ehemalige Gesundheitsminister stammt aus demselben Landesverband, ja sogar demselben Bezirksverband wie Wüst, beide sind etwa gleich alt. Trotzdem sind sich Wüst und Spahn in ihrer politischen Karriere nie in die Quere gekommen, man teilte sich die Macht auf. Das Kanzleramt ist aber nicht teilbar. Spahn twitterte nun: „Hendrik Wüst hat Recht: Entweder beendet die demokratische Mitte die illegale Migration nach Deutschland – oder illegale Migration beendet die demokratische Mitte in Deutschland.“ Das klingt nach Zustimmung, aber es kommt eben auf das Wie an. Spahns Tonalität ist eine Spur schärfer und pointierter als bei Schwiegermutter-Liebling Wüst. Da beginnt ein Kräftemessen zwischen den beiden schwarzen Westfalen. 

Und dann ist da noch das Duo Merz/ Linnemann. Der Chef und sein Generalsekretär konnten nun das endgültige Grundsatzprogramm präsentieren. Die klare Stoßrichtung gegen die Ampel hat sich bisher bewährt. Ganz gute Umfragewerte, wenn auch langsam bröckelnd, scheinen ihren Kurs zu bestätigen. Dabei senden sie klare Abgrenzungssignale an die AfD. Aber manchen, sozusagen den merkelistischen Restbeständen in der Partei, ist das immer noch zu martialisch. Hier sucht vermutlich Wüst Anschluss, wenn auch nur zaghaft. 

Niemand der potentiellen Kandidaten will dabei aber zu sehr mit den Hosenträgern knallen. Denn das kommt beim bürgerlichen Publikum nicht an. Andererseits gilt aber auch: Nur wer spricht, kriegt Licht. Es könnte noch turbulent werden.  

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Sebastian Sasse Alternative für Deutschland Bundeskanzleramt Demokratie Jens Spahn Migration

Weitere Artikel

Die NRW-Kommunalwahl ist ein Stimmmungstest, der bundesweit beachtet wird. Einige Hotspots aus dem Kommunalwahlkampf.
14.09.2025, 14 Uhr
Henry C. Brinker
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner ist trotz Gegenwind dabei geblieben: Bundestagsmitarbeiter marschieren nicht als Gruppe beim Christopher Street Day mit
25.06.2025, 17 Uhr
Sebastian Sasse

Kirche

Evangelisierung, Weltkirche und Teilkirchen, Synodalität und Liturgie: Leo XIV. schreibt dem Roten Senat, was ihm wichtig ist.
20.12.2025, 19 Uhr
Guido Horst
Nehmt euch vor den Menschen in Acht! Was die verfolgte Kirche dem saturierten Christentum in Deutschland zu sagen hat.
20.12.2025, 15 Uhr
Sina Hartert
Wenn man im alteingesessenen „Da Cesare“ essen geht, werden wie automatisch alte Zeiten wieder wach.
20.12.2025, 05 Uhr
Mario Monte
Josef, der gerecht war, lehrt uns, felsenfest und unerschrocken auf Gott zu vertrauen, schreibt Erzbischof Georg Gänswein. Der Heilige gehört zu den Hauptpersonen des Advents.
20.12.2025, 21 Uhr
Georg Gänswein