Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Debatte um § 218

In Teufels Küche

Die Mehrheit der Frauen, die abtreiben, ist verzweifelt. Aber die Abtreibungslobby treibt die Ampel zum Jagen. Ein Kommentar.
Abtreibungslobby treibt die Ampel zum Jagen
Foto: Paul Zinken (dpa) | Die Ampel soll auf Geheiß der Abtreibungslobby die rechtswidrige, aber straffreie Abtreibung aus dem Strafgesetzbuch verbannen und stattdessen ein „Recht auf einen selbstbestimmten Schwangerschaftsabbruch“ durchsetzen.

Wer eine Abtreibung will, bekommt sie. Ausnahmslos. Selbst gegen den erklärten Willen des Kindsvaters. Das ist die Realität in Deutschland. Wobei Männer, die gewillt sind, ein ungewollt gezeugtes Kind anzunehmen und aufzuziehen, tatsächlich rar sind. Gäbe es ihrer mehr, tendierte die Zahl schwangerer Frauen, die Ärzte mit einer vorgeburtlichen Tötung ihres Kindes beauftragen, zwar nicht gegen Null. Mehr als halbieren ließe sie sich dennoch.

Der „selbstbestimmte Schwangerschaftsabbruch“ ist Fiktion

Denn die Mehrheit der Frauen, die abtreiben, ist verzweifelt. Oft haben sie Liebhaber, die statt Väter zu werden, Kinder bleiben wollen. Eltern, die nicht Großeltern werden, „Freunde“, die nicht auf ihre Gesellschaft und Arbeitgeber, die nicht auf ihre Arbeitskraft verzichten wollen. Manchmal auch all das zusammen. Umringt von Egoismen, Liebe und Hingabe schenken zu sollen, ist viel verlangt. Für viele zu viel. Verständlich, richtig wird es dadurch nicht.

Lesen Sie auch:

Wie sehr der „selbstbestimmte Schwangerschaftsabbruch“ Fiktion ist, zeigt allein das Ansinnen der Ampel, Gebetswachen vor Abtreibungspraxen als „Gehsteigbelästigung“ zu verbieten. Dieselbe Frau, die angeblich keiner Beratung in einer Ausnahmesituation bedarf, und die, obgleich ihre Hormone verrückt spielen, klug, nüchtern und selbstbestimmt über das Leben und Tod eines unschuldigen, wehrlosen Menschen entscheidet, der unter ihrem Herzen heranwächst, muss vor der angeblichen Traumatisierung durch eine Handvoll „Ave Maria“ murmelnder Beter geschützt werden.

Nun soll die Ampel, besser gestern als morgen, auf Geheiß der Abtreibungslobby die rechtswidrige, aber straffreie Abtreibung aus dem Strafgesetzbuch verbannen und stattdessen ein „Recht auf einen selbstbestimmten Schwangerschaftsabbruch“ durchsetzen. Dass den Juristen unter ihnen mulmig wird, kann man verstehen. Doch: Wer sich in Teufels Küche begibt, sollte sich nicht wundern, wenn er darin umkommt.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Stefan Rehder Lebensschutz Schwangerschaftsabbruch

Weitere Artikel

Der dänische Denker verlangt nicht Authentizität und Selbstverwirklichung, sondern Demut und Selbstwerdung im Glauben.
05.09.2025, 05 Uhr
Stefan Groß-Lobkowicz
Auch wenn es nur politisches Kalkül sein mag: Das lakonische „Ja“ von Kanzler Merz bei der gestrigen Regierungsbefragung ist ein Dammbruch, der seine Partei teuer zu stehen kommen wird.
10.07.2025, 11 Uhr
Franziska Harter
Vor 65 Jahren kam die erste „Pille“ auf den Markt. Von gesundheitlichen Risiken wollte man zunächst nichts wissen. Auch die damalige Einschätzung des Papstes erwies sich als hellsichtig.
18.08.2025, 18 Uhr
Stefan Rehder

Kirche

Wie verläuft ein Sonntag bei den „Missionarinnen der Nächstenliebe“ ? Sie gehen zur Messe, beten, besuchen Obdachlose und nachmittags kommen 40 Gäste zur Suppenküche.
05.10.2025, 09 Uhr
Elisabeth Hüffer
Der Erzbischof von Utrecht, Kardinal Willem Jacobus Eijk, würdigt die Enzyklika „Humanae vitae“ als „ein prophetisches Dokument“.
05.10.2025, 15 Uhr
Regina Einig
Am Gedenktag des heiligen Franz von Assisi unterzeichnet Leo XIV. eine „Ermahnung“, in der es um die Liebe zu den Armen geht. Vor Pilgern predigt er über Reichtum und Armut.
04.10.2025, 11 Uhr
Meldung
Die gespaltene anglikanische Welt nimmt die Nominierung nicht nur mit Freude auf – der konservativen „Gafcon“ sind Geschlecht und Ansichten von Sarah Mullally suspekt.
04.10.2025, 17 Uhr
Meldung
Nein, Dankbare sind nicht spießig. Sie sind im guten Sinne rebellisch. Erntedank ist ein Aufruf zu mehr Dankbarkeit, einer Tugend, die aus der Mode geraten ist.
05.10.2025, 10 Uhr
Dorothea Schmidt