Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Neue UN-Studie

Frauen und Kinder weltweit schlechter versorgt

Die Auswirkungen von Covid-19, bewaffneten Konflikten und der Klimakrise haben laut einer aktuellen UN-Studie „verheerende Konsequenzen“ für die Zukunftsperspektiven von Frauen, Kindern und Jugendlichen.
Überschwemmungen in Pakistan
Foto: Str (XinHua) | Von der Überschwemmung betroffene Kinder stehen am Eingang eines Zeltes der humanitären Hilfe am Stadtrand von Hyderabad.

Am Dienstag hat das Hilfswerk Unicef gemeinsam mit anderen Akteuren wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Bericht „Protect the Promise“ bei der internationalen Konferenz „World Health Summit“ in Berlin vorgestellt. Demnach haben seit 2020 Ernährungsunsicherheit, Hunger, Kinderheiraten, Risikofaktoren für Gewalt in Paarbeziehung sowie Depressionen und Angstzustände bei Jugendlichen zugenommen. Laut dem Bericht stagnieren auch die Zahlen für AIDS-Behandlung und Prävention bei Schwangeren und ihren Kindern, sowie die Sterberate von Müttern. 

„Die Gesundheit und Rechte von Frauen und Kindern sind in einem Maße bedroht, wie man es seit über einer Generation nicht mehr gesehen hat“, betonte der Generalsekretär der UN, António Guterres, im Vorwort des Berichts. Er fordert mehr Investition in Gesundheit, Ernährungsversorgung und Zusammenarbeit über Sektoren und in die Privatindustrie, sowie der Schutz und die Verbreitung von Frauenrechten. „Wenn diese Ungleichheiten weiter bestehen bleiben, werden wir unser Versprechen für eine gesündere, sicherere und gerechtere Welt für alle bis 2030 nicht einhalten.“

Frauen und Kinder leiden besonders

Laut dem Bericht leiden Frauen und Kinder besonders unter den Belastungen durch die COVID-19-Pandemie, bewaffneten Konflikten und die Folgen der Klimakrise. Durch „humanitäre Katastrophen“ unter anderem in Afghanistan, Äthiopien, Somalia und dem Jemen, mussten bis Ende 2021 89,3 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen, acht Prozent mehr als im Jahr zuvor. Durch weitere Konflikte wie den Russischen Krieg in der Ukraine und Myanmar ist laut den Angaben die Flüchtlingszahl 2022 weiter angestiegen. Kinder und Frauen seien bei Flüchtlingen überrepräsentiert. Sie seien dabei körperlichen und psychischen Gefahren auch sexueller Natur ausgesetzt. Kinder auf der Flucht verlieren laut dem Bericht oft den Zugang zu Bildung. Dies treffe besonders für Mädchen zu. 

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Durch die russische Invasion könnte zudem, wie das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen schätzt, die Zahl der Menschen, die von akutem Hunger bedroht sind, um 47 Millionen ansteigen. Besonders Kinder seien durch Tod und Mangelernährung bedroht, die ihre Entwicklung körperlich und geistig beeinträchtigen könne. 

Der Bericht wirft auch ein Schlaglicht auf Afghanistan. Unter dem neuen Taliban-Regime sei zwischen März und Mai 2022 für 47 Prozent der Bevölkerung die Essensversorgung nicht gesichert gewesen. Zudem steige die Sterblichkeit von Müttern bedenklich an, die in den Jahren zuvor stark gesunken war. Laut einer Schätzung könnte die Geburtensterblichkeit ohne „ernste und umfassende Intervention“ bis 2025 um 50 Prozent ansteigen. Dieser Anstieg würde bedeuten, dass in Afghanistan alle zwei Stunden eine Frau bei der Schwangerschaft oder der Geburt ihres Kindes stirbt. Über 24,4 Millionen Afghanen bräuchten humanitäre Hilfe. Unter denen, die lebensrettender Maßnahmen bedürften, seien 3,8 Millionen Kinder unter 5 Jahren und 350.000 Schwangere. 

10,5 Millionen Kinder haben Elternteil verloren

Infolge der Corona-Pandemie haben den Angaben zufolge zwischen März 2020 und Mai 2022 nach einer Schätzung weltweit 10,5 Millionen Kinder unter 18 Jahren ein Elternteil oder Erziehungsberechtigten verloren. Kinder ohne Eltern seien besonders durch Armut, Missbrauch, verspäteter Entwicklung und verringertem Zugang zu Bildung gefährdet. 

Die Pandemie habe, so der Bericht, auch der psychischen Gesundheit vieler Menschen geschadet. Es gebe Hinweise für einen Anstieg des Risikos für suizidales Verhalten unter jungen Menschen. Mögliche Gründe dafür seien finanzielle Schwierigkeiten infolge der belasteten Wirtschaft, sowie begrenzte Sozialkontakte und Mobilität. Daten aus 104 Ländern und Territorien hätten zudem gezeigt, dass 80 Prozent der Kinder Lernverluste durch Schulschließungen infolge der Pandemie erlitten haben. Der Bericht verzeichnet auch einen Anstieg von häuslicher Gewalt gegen Frauen und Kinder während des Lockdowns und führt als mögliche Gründe erhöhte Stresslevel durch wirtschaftliche Belastungen und verringerten Zugang zu Hilfediensten an. 

Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell kritisierte, dass hart erkämpfte Fortschritte zunichtegemacht worden seien. „Wir stehen dem jedoch nicht machtlos gegenüber, sondern haben die Möglichkeit, dies zu ändern.“ Russell forderte Investitionen in „widerstandsfähige, grundlegende Gesundheitssysteme“.  DT/sdu

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