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Evangelikaler Graham unterstützt Trump nicht in Vorwahlen

Der prominente US-Prediger will in den republikanischen Vorwahlen keinen Kandidaten unterstützen. Ein überraschender Schritt, da er bislang eng an Trumps Seite stand.
Rev. Franklin Graham
Foto: DREW ANGERER via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Franklin Graham, der Sohn des berühmten evangelikalen Predigers Billy Graham, verließ die Republikaner 2015 und ist seitdem als Unabhängiger registriert.

Ein weiterer Rückschlag für Donald Trump: Der prominente evangelikale US-Prediger Franklin Graham will in den anstehenden Vorwahlen der Republikanischen Partei keinen Kandidaten unterstützen – und somit auch nicht den ehemaligen US-Präsidenten, dessen Sieg er 2016 noch als „Zeichen“ gesehen hatte, „dass Gottes Hand im Spiel war“. Gegenüber dem US-Sender „CBS News“ erklärte der 70-Jährige vergangene Woche: „Ich halte mich raus, bis die Vorwahlen vorbei sind.“

"Lassen wir die Leute entscheiden"

Franklin Graham, der Sohn des berühmten evangelikalen Predigers Billy Graham, verließ die Republikaner 2015 und ist seitdem als Unabhängiger registriert. Zwar sprach er generell keinem Kandidaten seine offizielle Unterstützung in parteiinternen Vorwahlen, den sogenannten Primaries, aus. Da er Trump während dessen Präsidentschaft jedoch vehement verteidigt und noch 2020 behauptet hatte, Trump werde als „einer der großen Präsidenten“ in die Geschichte eingehen, kommt Grahams Zurückhaltung doch überraschend. 

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Grahams eigenen Worten zufolge ist der Schritt allerdings keine „große“ Entscheidung, sondern „eine leichte Entscheidung“. Er wolle sich einfach nicht daran beteiligen, den einen Kandidaten gegenüber einem anderen vorzuziehen. „Lassen wir die Leute entscheiden. Und wenn sich der Nebel gelichtet hat, treffe ich diesbezüglich meine Entscheidung“, so Graham laut CBS.

Kein Einzelfall unter Evangelikalen

Graham hatte Trump über die vergangenen Jahre hinweg immer wieder unterstützt oder sein Wohlwollen geäußert. Bereits im Jahr 2011, als Trump schon einmal mit einer Präsidentschaftskandidatur liebäugelte, erklärte Graham, er könne sich vorstellen, sich für Trump zu entscheiden. Im Wahlkampf 2016 sprach er dem schon damals umstrittenen Kandidaten zwar nicht offiziell seine Unterstützung aus, hielt jedoch mehrere Wahlkampfveranstaltungen ab, um Evangelikale zu mobilisieren. Auch Trumps Narrativ vom gestohlenen Wahlsieg 2020 „neige“ er zu glauben, so Graham. Diejenigen republikanischen Politiker, die Trump nach dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 des Amtes entheben wollten (Impeachment), kritisierte er. 

Grahams Zurückhaltung in den republikanischen Vorwahlen 2024 ist kein Einzelfall unter den Evangelikalen. Zuvor hatten bereits mehrere prominente Pastoren, wie etwa der Baptist Robert Jeffress, erklärt, sich zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht hinter einen Kandidaten stellen zu wollen. Trump hatte den Evangelikalen daraufhin „Illoyalität“ vorgeworfen.  DT/mlu

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