Traue keinem über 30. Die Grünen sind mittlerweile 43 Jahre alt, trotzdem konnte die Partei ihren Mythos, eigentlich doch eine „Anti-Partei“ zu sein, viel zu lange aufrechterhalten. Gepampert vom linksliberalen Establishment in Medien und Gesellschaft gelang es den Grünen, im deutschen Polit-Theater den ewigen Rebellen zu geben, der in der technokratischen Politik-Welt nach dem eigentlich Guten, Wahren und Schönen sucht. Dieses „Forever young“-Narrativ ist mit den Skandalen um Graichen und Co nun dahin. Der Beobachter stellt fest, die Ökos kochen auch nur mit Wasser. Sie sind, so wie alle anderen Parteien auch, nicht immun gegen Amigo-Filz. Ihr Sendungsbewusstsein und das daraus abgeleitete Selbstbewusstsein schaltet jede Selbstkritik aus: „Wir dürfen, ja wir müssen das, denn wir sind die Guten.“
Romantische Ursehnsucht
Allerdings, und hier steckt das eigentliche Problem, diese Selbstinszenierung fand ja nicht im luftleeren Raum statt. Die Grünen wurden und werden seit ihrer Gründung für ihre Polit-Performance beklatscht, gerade auch aus der bürgerlichen Ecke. Sie bedienen die romantische Ursehnsucht der Deutschen nach dem „edlen Ritter“, der so ganz anders ist als alle anderen, und die bösen Drachen in die Knie zwingt, die den offenen Weg in eine utopische Idealwelt blockieren.
Doch nun ist Robert Habeck, in dem sich diese Sehnsüchte zuletzt gebündelt haben, zum „Ritter von der traurigen Gestalt“ geworden. Seinen Sancho Pansa, Patrick Graichen, hat „Don Roberto“ mittlerweile eingebüßt, seinen Windmühlen, den Wärmepumpen, jagt er immer noch hinterher. Was er letztlich von seinem Ursprungsplan durchsetzen kann, das wird in den Koalitionsscharmützeln der nächsten Wochen entschieden. Aber sicher wird das grüne Licht, wahrscheinlich etwas matter als bisher, auch künftig auf der deutschen Regierungsampel sichtbar blinken.
Deswegen darf die jetzt öffentlich eingesetzte Kritik an den Grünen nicht zur Episode werden. Es muss endlich die ideologische Janusköpfigkeit der Partei freigelegt werden. Neben Naturschutz steckt in ihr nämlich noch jede Menge Neomarxismus.
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