Kommentar um "5 vor 12"

Die Grüne Entzauberung nimmt Fahrt auf

Grüner Amigo- Filz kommt langsam ans Tageslicht. Nur weil die Grünen sich selber als die Guten ansehen, dürfen sie nicht alles. Es gilt den ideologischen Kern der Grünen aufzudecken.
Robert Habeck und Patrick Graichen
Foto: IMAGO/Nico Lepartz/photothek.net (www.imago-images.de) | Robert Habeck und Patrick Graichen konnten zeigen, dass auch grüner Filz am Ende nur Filz ist.

Traue keinem über 30. Die Grünen sind mittlerweile 43 Jahre alt, trotzdem konnte die Partei ihren Mythos, eigentlich doch eine „Anti-Partei“ zu sein, viel zu lange aufrechterhalten. Gepampert vom linksliberalen Establishment in Medien und Gesellschaft gelang es den Grünen, im deutschen Polit-Theater den ewigen Rebellen zu geben, der in der technokratischen Politik-Welt nach dem eigentlich Guten, Wahren und Schönen sucht. Dieses „Forever young“-Narrativ ist mit den Skandalen um Graichen und Co nun dahin. Der Beobachter stellt fest, die Ökos kochen auch nur mit Wasser. Sie sind, so wie alle anderen Parteien auch, nicht immun gegen Amigo-Filz. Ihr Sendungsbewusstsein und das daraus abgeleitete Selbstbewusstsein schaltet jede Selbstkritik aus: „Wir dürfen, ja wir müssen das, denn wir sind die Guten.“ 

Lesen Sie auch:

Romantische Ursehnsucht

Allerdings, und hier steckt das eigentliche Problem, diese Selbstinszenierung fand ja nicht im luftleeren Raum statt. Die Grünen wurden und werden seit ihrer Gründung für ihre Polit-Performance beklatscht, gerade auch aus der bürgerlichen Ecke. Sie bedienen die romantische Ursehnsucht der Deutschen nach dem „edlen Ritter“, der so ganz anders ist als alle anderen, und die bösen Drachen in die Knie zwingt, die den offenen Weg in eine utopische Idealwelt blockieren.

Doch nun ist Robert Habeck, in dem sich diese Sehnsüchte zuletzt gebündelt haben, zum „Ritter von der traurigen Gestalt“ geworden. Seinen Sancho Pansa, Patrick Graichen, hat „Don Roberto“ mittlerweile eingebüßt, seinen Windmühlen, den Wärmepumpen, jagt er immer noch hinterher. Was er letztlich von seinem Ursprungsplan durchsetzen kann, das wird in den Koalitionsscharmützeln der nächsten Wochen entschieden. Aber sicher wird das grüne Licht, wahrscheinlich etwas matter als bisher, auch künftig auf der deutschen Regierungsampel sichtbar blinken. 

Deswegen darf die jetzt öffentlich eingesetzte Kritik an den Grünen nicht zur Episode werden. Es muss endlich die ideologische Janusköpfigkeit der Partei freigelegt werden. Neben Naturschutz steckt in ihr nämlich noch jede Menge Neomarxismus.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Sebastian Sasse Bündnis 90/ Die Grünen Ideologien Robert Habeck

Weitere Artikel

Für viele hat die FDP die Funktion eines Bollwerk des „nicht-linken Deutschlands“ - Dank Christian Lindner. Doch nur liberal will sich die Partei auch nicht geben.
27.04.2023, 19 Uhr
Sebastian Sasse
Für Ethnologie-Professorin Susanne Schröter leidet der Westen unter einem „Mythos der Omnipotenz“ und changiert so zwischen Hybris und Selbsthass. Droht er zu scheitern?
26.02.2023, 09 Uhr
Sebastian Sasse
Seit einem Jahr ist Olaf Scholz Bundeskanzler. An ihm zeigt sich ein Grundproblem der Politik: Der Gestaltungsspielraum wird immer enger.
09.12.2022, 18 Uhr
Sebastian Sasse

Kirche

Zwei Ratzinger-Preisträger und fundierte Experten beleuchten einen blinden Fleck der modernen Theologie: den Zorn Gottes.
06.06.2023, 08 Uhr
Vorabmeldung
Rom sorgt für erstaunliche Meldungen. Die jüngste betrifft die Versetzung des ehemaligen Papstsekretärs als „Privatmann“ nach Freiburg.
04.06.2023, 11 Uhr
Guido Horst
Die ZdK-Vorsitzende sorgt sich um die Zukunft der deutschen Kirchenreform. Doch „wortbrüchig“ sind nicht die Bischöfe, sondern diejenigen, die ihre Vollmacht nun nicht mehr anerkennen wollen.
02.06.2023, 11 Uhr
Jakob Ranke
Abbé Thomas Diradourian spricht mit der „Tagespost“ über die Zukunft der Gemeinschaft Saint Martin in Deutschland.
02.06.2023, 16 Uhr
Manuel Hoppermann
Oberst Stefan Graichen ist seit 13 Jahren der militärische Leiter der deutschen Delegation bei der internationalen Soldatenwallfahrt in Lourdes.
05.06.2023, 11 Uhr
Oliver Gierens