Miteinander zu sprechen ist besser als nicht miteinander zu sprechen. Was so banal klingt, ist die große Herausforderung für jede Diplomatie. Dabei geht es nicht nur um die Tatsache des Gesprächs, es geht vor allem darum, wie man miteinander spricht.
Katar ist einer der größten Geldgeber der Hamas. Gerade deswegen hat dieser Finanzier aber eben auch Einfluss auf die Terror-Truppe. In der Vergangenheit hat das Land schon öfter eine Vermittlerrolle übernommen, etwa gegenüber den Taliban in Afghanistan. Klar ist, dass macht der Emir nicht aus reiner Menschlichkeit. Es geht um Macht, um Einfluss, Politik eben.
Scholz muss beweisen, ob er Staatsmann kann
Und das weiß Scholz, es müssen auch die Kritiker der Zusammenkunft einsehen: Jetzt wird Politik gemacht. Nicht mehr und nicht weniger. Die wichtigste Voraussetzung, damit das gelingen kann: ein realistischer Blick auf das Gegenüber, keine Romantisierung, aber auch keine Dämonisierung. Sondern eine nüchterne Einschätzung der Interessen des Emirs. Der zweite Punkt: Fokussierung auf das, was jetzt zu lösen ist. Berlin hofft, dass über Katar die Freilassung der Geiseln verhandelt werden kann, die die Hamas verschleppt hat. Wenn das gelingen würde, es wäre ein Erfolg.
Ein möglicher Super-GAU: Es kommt zu einem zweiten Abbas-Moment. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas im vergangenen Sommer blieb der Kanzler stumm, als dieser das Vorgehen Israels gegen die Palästinenser mit dem Holocaust verglich. So etwas darf nie wieder geschehen. Schließlich: Auch die Habeck-Geste sollte der Kanzler vermeiden – bei seinem Energiebesuch im Emirat machte der Wirtschaftsminister vor dem Handelsminister Katars einen tiefen Diener.
Bundeskanzler Olaf Scholz muss jetzt beweisen, ob er Staatsmann kann. Kann er es nicht – das ist das große Risiko –, würde ein Rattenschwanz neuer Probleme folgen. Das kann sich niemand wünschen.
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