Zum dritten Mal in Folge meldet das Statistische Bundesamt in Wiesbaden gestiegene Abtreibungszahlen. Nicht quartalweise, wie bereits zum x-ten Mal, sondern erneut aufs ganze Jahr gesehen. Wurden den Statistikern 2022 noch 103.927 vorgeburtliche Kindstötungen gemeldet, so waren es 2023 bereits 106.218. Nun sind die Zahlen erneut gestiegen. Auf 106.455 um genau zu sein.
106.455 – das entspricht rund 3.550 Schulklassen und ist mehr als eine Stadt wie Kaiserslautern Einwohner (101.486) zählt. Was die Gründe für den neuerlichen Anstieg sind, darüber lässt sich trefflich spekulieren. Auch weil die Schwangeren diese bei der Beratung gar nicht angegeben müssen, weshalb sie statistisch auch nicht erfasst werden.
Von wegen „prekär“
Aber darum soll es hier nicht gehen. Worum dann? Darum, dass sich beinah die gesamte Republik von der Abtreibungslobby und ihrem parlamentarischen Arm an der Nase herumführen lässt. Die behauptet seit Jahren ebenso gebetsmühlenartig wie dreist, die Versorgungslage von abtreibungswilligen Schwangeren wäre in Deutschland geradezu „prekär“, also derart verfahren, dass aus ihr kein einfacher Weg mehr hinaus führe. Wäre dem so, müssten die Zahlen jedoch sinken, statt steigen.
Dafür, dass sie dennoch steigen, gibt es eine einfache Erklärung. Die prekäre Versorgungslage von Schwangeren ist ein Märchen. Eines, das zuletzt der Berliner Gynäkologe Matthias David eindrucksvoll widerlegte. Bei der Anhörung des Rechtsausschusses des 20. Deutschen Bundestags gab der Mediziner, der nicht nur selbst Abtreibungen durchführt, sondern auch lehrt, wie diese vorzunehmen seien, zu Protokoll: „Es gibt eine bedarfsgerechte, flächendeckende, gut erreichbare, sichere medizinische Versorgung in Deutschland. Wir haben zahlreiche Untersuchungen im Bereich der Versorgungsforschung durchgeführt und keine Hinweise auf eine Verschlechterung oder Veränderungen in der Arzt- oder Ärztinnenanzahl festgestellt.“
Zahl der niedergelassenen Frauenärzte hat zugenommen
Stattdessen sei das Gegenteil sei der Fall. „In letzten zehn Jahren“ habe es „im Bereich der niedergelassenen Frauenärztinnen und Frauenärzte eine Zunahme von neun Prozent“ gegeben. Auch nähme „die Häufigkeit medikamentös durchgeführter Schwangerschaftsabbrüche zu“, was dazu führe, dass „die Notwendigkeit von stationär durchgeführten oder gar operativ durchgeführten“ Abtreibungen zurückgehe. Auch in der „Aus- und Weiterbildung“ gäbe es „keine Lücke zu verzeichnen“.
Bei steigenden Abtreibungszahlen eine prekäre Versorgungslage zu behaupten, ist in etwa so, als würden Gewerkschaften trotz steigenden Nettoeinkommen ihre Mitglieder eine kaum noch aufhaltbare Armutswelle beklagen. Während letztere damit jeden Kredit verspielten, werden die Märchen der Abtreibungsindustrie von Politik und Medien munter reproduziert. Das verstehe, wer will.
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