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Darf ein Dom als Mehrzweckhalle dienen?

Im Wiener Stephansdom gibt es eine Impfstraße. Die Entscheidung ist nicht unumstritten. Ein Drahtseilakt aus Populismus und Geschäftemacherei ist es allemal.
Dompfarrer Toni Faber und Kardinal Christoph Schönborn nehmen an der Eröffnung einer Corona-Impfstelle im Stephansdom teil.
Foto: Herbert Neubauer (APA) | Toni Faber (r), Dompfarrer in Wien, und Kardinal Christoph Schönborn (M), Erzbischof von Wien, nehmen an der Eröffnung einer Corona-Impfstelle im Stephansdom teil.

Seit einer Woche wird im Wiener Stephansdom nicht nur fleißig gebetet, sondern auch fleißig gegen Covid-19 geimpft. Der Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zeigt sich zufrieden: Seine Idee wurde von Dompfarrer Toni Faber sowie Kardinal Schönborn mit Begeisterung aufgenommen und umgesetzt. Schließlich ist es eine winwin-Situation für beide: Die Stadt kann sich mit einem spektakulären Impfort brüsten, für die Kirche bringt die Aktion, endlich wieder, positive Berichterstattung in den Medien. Kirche und Politik schütteln sich zufrieden die Hand.

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Verwendung auch für andere Zwecke

Es ist nicht das erste Mal, dass das Gotteshaus für Anliegen, die der Staat oder Vereine als „guten Zweck“ bezeichnen, herhalten muss: Erst vergangenen Mai fand, wie schon 2019, im Dom ein Spendenkonzert mit dem Travestiekünstler Conchita Wurst als Hauptattraktion statt.

Ist denn die Kirche eine Mehrzweckhalle, in der Politiker oder Promis ihre Aktionen unterbringen können? Unweigerlich wird man an die harten Worte von Jesus erinnert: „Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein. Ihr aber macht daraus eine Räuberhöhle.“ Jesus Christus hat sich zu Geschäftemacherei und Geldhandel im Haus Gottes klar positioniert und treibt die Händler und Käufer aus dem Tempel.

Kirche soll den Nöten der Menschen dienen

Ist es übertrieben zu sagen, dass eine Impfstraße in einer Kirche Geschäftemacherei ist? Man muss bedenken, dass es bei den geimpften Vakzinen immer auch darum geht, ein Geschäft zu machen. Der Impfstoff ist nicht gratis, sondern wird vom Staat bei den Pharmakonzernen gekauft – mit dem Geld der Steuerzahler. Die Pharmaindustrie verdient Milliarden mit dem Kauf der Impfstoffe. Anstatt danach zu haschen, sich mit Politikern und Prominenten gut zu stellen und Chancen auf positive Medienauftritte zu wittern, sollte die Kirche dem Gottesdienst, Gebet und den inneren, heute so himmelschreienden Nöten der Menschen dienen.

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Emanuela Sutter Christoph Schönborn Corona Pandemie Impfungen Jesus Christus Kirchliche Bauwerke SPÖ Stephansdom

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