Der britische Bioethiker und Direktor des Anscombe Bioethics Centre in Oxford, David Albert Jones, hat die Chimären-Experimente verurteilt, die ein Team von Wissenschaftlern aus den Vereinigten Staaten von Amerika und China kürzlich in der Fachzeitschrift „Cell“ publizierte. Jones fordert ein Moratorium für die Erzeugung solcher Tier-Mensch-Embryonen.
Wie die Forscher um den in den USA forschenden spanischen Stammzellforscher Juan Carlos Izpisúa Belmonte in „Cell“ berichteten, hatten sie am staatlichen Labor für biomedizinische Primatenforschung der Kumming Universität für Wissenschaft und Technologie in China, erstmals Chimären-Embryos aus befruchteten Makakenaffen-Eizellen und menschlichen Stammzellen erzeugt (vgl. DT, v. 22. April). Makaken zählen zu den Primaten.
Forscher haben „moralische Grenze überschritten“
In einem Pressestatement des Instituts bezeichnete Jones die Experimente als „zutiefst unethisch“. Die Forscher hätten „menschliche und nicht-menschliche Elemente in einem sehr frühen Stadium der Entwicklung in einer Weise vermischt, die ernsthafte Fragen über den moralischen Status“ der Tier-Mensch-Wesen aufwürfen. Mit den Experimenten sei „eine moralische Grenze überschritten“ worden.
Es sei nicht ersichtlich, was solche Chimären seien, wenn sie geboren würden. Auch sei „nicht klar, inwieweit sie dazu neigten, menschliche Charakteristika auszubilden“, so Jones weiter. Nach Ansicht des Direktors des Anscombe Bioethics Centre, das sich mit moralischen Fragen aus der klinischen Praxis und der biomedizinischen Forschung befasst und diese auch vor dem Hintergrund des Naturrechts sowie der Lehre der römisch-katholischen Kirche beleuchtet, sei es „nicht immer falsch, menschliche und nichtmenschliche Zellen zu vermischen“.
„Bestürzende Mehrdeutigkeit“ erzeugt
So könne es zum Beispiel „moralisch akzeptabel“ sein, menschliche Zellen in Versuchstiere einzubringen, um anschließend das Gewebe der Tiere einem Menschen transplantieren zu können. Voraussetzung sei allerdings, dass das Verfahren sicher sei. „Immer falsch“ sei es jedoch, „absichtlich ein Wesen mit einem unsicheren und verwirrenden moralischen Status zu erzeugen“. Es sei „die Nähe der Arten und das frühe Entwicklungsstadium, die eine bestürzende Mehrdeutigkeit erzeugen“, so Jones.
Das Anscombe Bioethics Centre ist nach der britischen Philosophin Elizabeth Anscombe (1919-2001) benannt. Die Schülerin Ludwig Wittgensteins, die zum katholischen Glauben konvertierte, leistete wichtige Beiträge zur Handlungstheorie, zur Tugendethik und der Philosophie des Geistes. DT/reh
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