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Politologe Mayer: CDU muss Merkel-Ära aufarbeiten

Die Union müsse sich mit ihrer vielfach konstatierten „Sozialdemokratisierung“ befassen, meint der Politikwissenschaftler Tilman Mayer. Laschet sieht er nur noch als Moderator.
CDU nach Merkel
Foto: Peter Kneffel (dpa) | Dem Kanzlerkandidaten Armin Laschet traut Mayer, der verschiedene Studien über Geschichte und Gegenwart der CDU veröffentlicht hat, in der gegenwärtigen Übergangsphase noch die Rolle eines Moderators zu.

Nach Ansicht des Bonner Politikwissenschaftlers Tilman Mayer muss dieCDU auch die Ära Angela Merkels „kritisch in den Blick“ nehmen, um das Wahlergebnis aufzuarbeiten und sich für die Zukunft aufzustellen. Dazu zähle insbesondere die „vielfach konstatierte Sozialdemokratisierung der Union“, die sich in jener Zeit vollzogen habe, meint Mayer im Gespräch mit dieser Zeitung. „Die Tatsache, dass ein Sozialdemokrat ihre Nachfolge als Kanzler antreten kann, weil er die Kontinuität zu ihr hervorgehoben hat, muss doch zu denken geben.“

Klare Aussage Laschets vermisst

Dem Kanzlerkandidaten Armin Laschet traut Mayer, der verschiedene Studien über Geschichte und Gegenwart der CDU veröffentlicht hat, in der gegenwärtigen Übergangsphase noch die Rolle eines Moderators zu. Allerdings müsste er vorher „klar zur Seite treten und erklären, dass er darüber hinaus keine weiteren Ambitionen hat“. Solch einen Schritt habe Laschet zwar schon angedeutet, Mayer vermisst aber bislang eine klare Aussage.

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Auf die Frage, ob die CDU in ihrem aktuellen Zustand noch handlungsfähig wäre, sollte sie doch noch gezwungen sein, in Verhandlungen einzutreten, meint Mayer: „Rein formal ist das natürlich geklärt. Armin Laschet ist immer noch Vorsitzender und damit auch automatisch Verhandlungsführer.“ Der Knackpunkt bei Jamaika-Verhandlungen seien aber die Grünen: „Die könnten ihrer Basis ein Bündnis mit der Union nur mit dem Argument verkaufen, dass sie in so einer Koalition ihre Ziele noch besser durchsetzen könnten als mit der SPD.“

Dazu müsse die Union den Eindruck erwecken, besser eine Versöhnung von Ökonomie und Ökologie in Gang setzen zu können, so Mayer. Laschet müsste dann nach Ansicht des Politikwissenschaftlers eine Art neuen „Great Deal“ als Überbau für so ein Bündnis formulieren. „Das ist aber nach den Erfahrungen im Wahlkampf von ihm eher nicht zu erwarten."  DT/mlu

Bei welchen Personen Mayer die zukünftige Autorität in der Partei sieht, erfahren Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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