Der amerikanische Publizist und Theologe George Weigel sieht das konservative Amerika in den nächsten Jahren vor einer „ernsthaften Phase der Neubesinnung“. Weigel erklärt im Gespräch mit der Tagespost, dass noch nicht abzusehen sei, wie diese Phase ausgehen werde.
Geisel der politischen Korrektheit
Der Biograph von Papst Johannes Paul II. skizziert die wichtigsten Eckpunkte dieser Neubesinnung folgendermaßen: „Die größte Herausforderung wird sein, die Dynamik und den kreativen Individualismus einer soliden Marktwirtschaft mit einem neu gefundenen Solidaritätssinn in der Gesellschaft zu vereinen.“ Die USA müssten zudem einen Weg finden, die „Giftmüllhalde der Populärkultur“ zu reinigen, ohne die Rede- und Meinungsfreiheit einzuschränken. Auch sei eine Erneuerung der Kultur von Ehe und Familie notwendig. „Und das amerikanische Bildungssystem muss von der Geisel der politischen Korrektheit befreit werden.“
Dass die oftmals zitierten „Kulturkämpfe“ über Themen wie Abtreibung, Homo-„Ehe“ oder Einwanderung in absehbarer Zukunft entschieden werden könnten, hält Weigel für unwahrscheinlich. Seine Hoffnung sei aber, dass sie in Zukunft rationaler geführt würden.
Nicht absehbar ist nach Ansicht Weigels, ob die Gefahr droht, dass sich die Kulturkämpfe zu einem neuen Bürgerkrieg entwickeln könnten. Wenn es dazu kämpfe, „dann bezweifle ich, dass er solche Ausmaße annehmen würde wie in den Jahren von 1861 bis 1865“. Dass bereits in den vergangenen Monaten zu Gewalt gegriffen worden sei, stelle jedoch „kein erfreuliches Omen“ dar. DT/mlu
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