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Geheimsache „Jedi Blue“: Google und Facebook im Visier

Die beiden Tech-Giganten sollen durch heimliche Absprachen Wettbewerber massiv benachteiligt haben.
Facebook und Googles Marktmacht
Foto: How Hwee Young (EPA) | Bereits jetzt ist die Marktmacht von Google und Facebook im digitalen Werbemarkt immens. Zusammen liegt ihr Marktanteil laut „eMarketer“ 2021 bei über 50 Prozent. Bild: Porträt des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg.

Wem die ungeheure Marktmacht von Tech-Konzernen wie Amazon, Facebook oder Google eh bereits ein Dorn im Auge ist, der muss sich vermutlich schon bald auch noch das andere Auge zuhalten. Denn die Negativnachrichten um die großen US-Tech-Konzerne wollen einfach nicht abreißen: Dieses Mal geht es (mal wieder) um Facebook und Google – allerdings im Doppelpack.

Denn unter dem verschroben anmutenden, aber zu Computerfreaks passenden Decknamen „Jedi Blue“ sollen Google und Facebook, ansonsten erbitterte Konkurrenten auf dem digitalen Marktplatz,  gemeinsam den Wettbewerb im digitalen Werbemarkt massiv behindert haben, indem sie miteinander Absprachen getroffen haben. Dies geht aus kürzlich geleakten Gerichtsunterlagen einer Kartellklage der US-Justizbehörden gegenüber Google hervor. 

Gegen Apple und kleinere Unternehmen verbündet

Bereits jetzt ist die Marktmacht von Google und Facebook im digitalen Werbemarkt immens. Zusammen liegt ihr Marktanteil laut „eMarketer“ 2021 bei über 50 Prozent – Alibaba, gewissermaßen das chinesische Amazon, kommt ihnen mit 8,7 Prozent am nächsten. Welche Schritte die Unternehmen gegangen sind, um diese Marktmacht zu festigen und auszubauen, legt die Schrift im Klagefall in den USA dar.

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So soll Google seinem Konkurrenten Facebook unter anderem dabei geholfen haben, iOS-User trotz Apples Datenschutzerweiterungen identifizieren zu können. Außerdem bat die Alphabet-Tochter den Zuckerberg-Konzern darum, so genannte „Header Bidding“-Plattformen zu stoppen, auf denen kleinere Unternehmen unabhängig von Google leichter Online-Werbung schalten könnten. Laut der Klageschrift, die aus internen Firmendokumenten zitiert, rechnete Google wegen des „Header Bidding“ mit einem Umsatzeinbruch von rund einem Fünftel, was das Unternehmen intern als „existenzielle Bedrohung“ eingeschätzt habe. Denn was kaum jemand weiß: Google macht über 80 Prozent seines Umsatzes mit Werbung. Als Gegenleistung habe Google eine Garantie dafür gegeben, dass Facebook mindestens jede zehnte Anzeige in Google-Werbeplatz-Versteigerungen für sich gewinnt. Dies ungeachtet dessen, ob Facebook tatsächlich das beste Angebot für die Anzeigen gemacht habe oder ob andere Werbetreibende für den gleichen Werbebanner mehr geboten hätten.

Eher dunkle Sith Lords als edle Jedi-Ritter

Selbstverständlich kommunizierten Google und Facebook ihre wettbewerbsverzerrende Zusammenarbeit öffentlich in keiner Weise. In der Klageschrift befindet sich aber ein Screenshot von einer Art Kooperationsvertrag mit dem Titel „Jedi Blue Agreement“: Darin versprechen sich die Unternehmen gegenseitig, sich bei Anfragen von Regulatoren und bei öffentlichen Stellungnahmen abzusprechen. 

Inwiefern man sich mit Blick auf den Vertragstitel bei diesem Handeln allen Ernstes auf die aus den „Star Wars“-Filmen bekannten Jedi-Ritter, die sich für Frieden und Freiheit in der Galaxis einsetzen, zu berufen wagt, wird wohl auf ewig das Geheimnis von Google und Facebook bleiben. Eher erinnert es – und so dürfte es auch die US-Justiz sehen – an das Verhalten der Antagonisten der Jedi, der Sith, die zumeist im Verborgenen agieren und nach grenzenlosem Machtgewinn streben. Und wie passend: Auch im „Star Wars“-Filmuniversum agieren die Sith immer zu zweit.

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Stefan Ahrens

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