Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Geistliches Symposium Würzburg

Was den heiligen Carlo Acutis und „heiliges Essen“ verbindet

Beim „Geistlichen Symposium Würzburg“ ging es heuer um den heiligen Carlo Acutis. Von Kulturgeschichte bis zur geistlichen Ermutigung taugt der Jungheilige als Anküpfungspunkt.
Der Schrein des Hl. Carlo Acutis in Assisi.
Foto: IMAGO/B. ROMANKIEWICZ (www.imago-images.de) | Um den kürzlich heiliggesprochenen Millennial Carlo Acutis, hier zu sehen sein Schrein in Assisi, drehte sich auch das diesjährige "Geistliche Symposium Würzburg" in Großheubach.

Seit etwa zwei Monaten hat die Kirche einen neuen Heiligen: Carlo Acutis. Naheliegend also, dass sich das „Geistliche Symposium Würzburg“, das dieses Jahr Ende Oktober erneut in Großheubach stattfand, mit dem Millenial und dessen Verehrung für die Euchristie beschäftigte. 

Für die vortragende Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz ist der christliche Kult, bei dem buchstäblich die Gottheit gegessen wird, einmalig. Den „Leichenschmaus“ kennt man auch heute noch. In vielen archaischen Kulturen habe man das Blut der Feinde aufgetischt. Warum? „Blut ist der Saft des Lebens – ich übertrage seine Kraft auf mich, wenn ich diesen Lebenssaft aufnehme.“ Mit dem Blut wurde auch die Kraft des Feindes aufgenommen.

Lesen Sie auch:

Ganz anders der Kult im Baltikum und in Russland, wo Verwandte das Grab des Verstorbenen mit Spirituosen übergießen. Bei den Etruskern habe  man dem Toten sogar einen Schlauch in den Mund gegeben, durch den ihm Wein eingeflößtwurde – auch die Speisen wurden beigegeben. In allen Kulturen gelte somit: „Die Toten sind nicht tot!“ 

Während Eva „unheiliges“ Essen zelebriere, indem sie von den Früchten des Baumes der Erkenntnis isst und der Mensch folglich sterben muss, trage der Baum des Kreuzes die Frucht, die wieder lebendig macht. „Wir essen das Leben – geht das?“ Die Antwort laute „Ja“ – Das griechische Wort „Zoe“ stehe für das ganze, innere und heilige Leben – das Gegenteil, die rein physische Existenz, werde „bios“ genannt. „Wir konsumieren ‚Zoe‘ im Gottesdienst“, so Gerl-Falkovitz. Die Eucharistie, das Leben selbst, überwindet den Tod: Davon war auch Carlo Acutis überzeugt, weshalb er durch seine Ausstellung der Eucharistischen Wunder weltweit möglichst vielen Menschen dieses Sakrament näherbringen wollte. Täglich empfing er die Eucharistie und verharrte in der Eucharistischen Anbetung.

„Carlo hat den Glauben authentisch gelebt“

Etwas weniger akademisch waren die Botschaften des Fuldaer Diözesanpriesters Peter Bierschenk. „Was verbinden wir heute mit Heiligkeit?“, so seine Frage. Stille? Gebet? Frömmigkeit? Introvertiertheit? Carlo sei  total extrovertiert und zu allen Späßen aufgelegt gewesen, in Fragen des Glaubens und der Kirche allerdings fast schon autoritär und konsequent. Seine Freundschaft mit Jesus habe  über allem gestanden und  ihn durchs Leben getragen. Das Lehramt der Kirche habe er verteidigt, auch wenn er dabei gegen den Strom schwimmen musste: Kirche sei heute ein geistliches Wellness-Institut,  das Ewige Leben werde ausgeblendet , so Bierschenk. Carlo hingegen habe gewusst, dass es um viel gehe: Er habe seinen Glauben klar und konsequent bezeugt, auch wenn es manchmal ungelegen kam oder ihm Ärger einbrachte. Der junge Heilige habe sich  niemals provozieren lassen und sei „durch und durch mit Gnade ausgestattet“ gewesen – ein  Vorbild also, dem es nachzueifern gelte.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Matthias Chrobok Frömmigkeit Geistliche und Priester Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz Kirchen und Hauptorganisationen einzelner Religionen Konferenz

Weitere Artikel

Ein Sammelband beleuchtet das Gebet für die Verstorbenen in unterschiedlichen Epochen und Kulturen.
05.11.2025, 09 Uhr
Margarete Strauss
War der jetzt verstorbene Ex-US-Vizepräsident Dick Cheney ein Letzter seiner Art? Er galt in seiner aktiven Zeit als harter Konservativer, mit dem Trumpismus hatte er aber nichts am Hut.
04.11.2025, 19 Uhr
Sebastian Sasse

Kirche

Der Journalist, Buchautor und Hobby-Fotograf Paul Badde ist im Alter von 77 Jahren verstorben. Nie beschäftigte er sich oberflächlich mit den Dingen – er ging immer in die Vollen.
11.11.2025, 18 Uhr
Guido Horst
Mehr als eine Legende: Martin von Tours legte sein Schwert nieder und zeigte, wie Demut, Gebet und Nächstenliebe die Kirche aufblühen lassen können.
11.11.2025, 15 Uhr
Dorothea Schmidt