Die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche, Dietlind Jochims, äußert sich kritisch zur Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Oft gebe es keine telefonische Rücksprache mit Sachbearbeitern des Bamf, die Ansprechpartner seien namentlich nicht bekannt, und das Bamf lehne Dossiers „mit vorformulierten Textbausteinen ab, ohne die vorgebrachten Härten zu würdigen“, beklagt Jochims im Gespräch mit der „Tagespost“.
Jochims: Anerkennungsquote soll gegen Null gedrückt werden
Die Pastorin der evangelisch-lutherischen Kirche in Norddeutschland, die gleichzeitig auch Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche ist, hält es für „politisch gewollt“, die Anerkennung von Härtefällen gegen Null zu bringen. Bereits vor einigen Wochen sorgte die Meldung für Schlagzeilen, wonach das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nur noch in weniger als zwei Prozent der Fälle aus humanitären Gründen auf eine Abschiebung verzichte.
Seit August vergangenen Jahres sind asylgewährende Kirchengemeinden dazu verpflichtet, ein sogenanntes Härtefalldossier einzureichen, in dem sie die besonderen Umstände und Hintergründe des jeweiligen Falles erläutern.
"Es macht keinen Sinn, ein
Kirchenasyl nicht zu begründen"
Dietlind Jochims, Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche
Den Vorwurf von Seiten des Bamf, dass derzeit nur in 69 Prozent der Fälle solch ein Härtefalldossier eingereicht werde, hält Jochims zwar für gerechtfertigt. Eine bewusste Strategie sieht sie aber nicht dahinter. „Es ist ja nur in unserem Interesse, darzustellen, welche besonderen Härten wir in den einzelnen Fällen sehen“, so die Pastorin. „Es macht keinen Sinn, ein Kirchenasyl nicht zu begründen.“
DT/mlu
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