Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Münster/München

„Ärzte für das Leben“ kritisieren kostenfreie vorgeburtlicher Gentests

Wenn nicht-invasive Pränataltests als Teil der normalen vorgeburtlichen Versorgung eingestuft würden, sei dies „ethisch bedenklich“, so der Mediziner Paul Cullen.
Downsyndrom sei nach Schilderung Cullens keine Erkrankung
Foto: Marijan Murat (dpa)

Die seit dem 1. Juli geltende Kassenzulassung von vorgeburtlichen Blut-Gentests auf das Downsyndrom und andere chromosomale Störungen kritisieren die „Ärzte für das Leben“ deutlich. Der erster Vorsitzender der Organisation, der Münsteraner Mediziner Paul Cullen, sieht darin die Gefahr, dass der Test von Eltern als ein Teil der normalen vorgeburtlichen Versorgung eingestuft wird, nicht als ein Ausnahmetest, wie er im Interview mit dem christlichen Sender katholischer Prägung, „Radio Horeb“, erklärt. Solch eine Entwicklung sei „ethisch bedenklich“.

Keine Erkrankung, sondern „eine andere Art zu sein“

DasDown-Syndrom sei nach Schilderung Cullens keine Erkrankung, sondern eher „eine andere Art zu sein“. Demzufolge gebe es keine Behandlung für das Downsyndrom, sondern nur die Möglichkeit, den Menschen mit Downsyndrom vor seiner Geburt mittels Abtreibung zu eliminieren.  

Lesen Sie auch:

Ein weiteres Problem sieht Cullen darin, dass vielen Eltern die Tragweite des Tests nicht bekannt sei. Wer den Test gemacht habe, könne in einen gewissen Zwang geraten, „das Kind abzutreiben, obwohl das eigentlich nicht die primäre Intention war“. Wenn man aber gar nicht vorhabe, das Kind abzutreiben, „gibt es letztlich keinen Grund, diesen Test zu machen“. 

Zudem gingen viele Eltern davon aus, dass bei einem negativen Testergebnis „das Kind unbedingt gesund ist“. Aber der Test liefere mitnichten eine solche Garantie, denn untersucht werde nur auf einen kleinen Kreis von Erbstörungen. „Alle andere Krankheiten und Beeinträchtigungen, die vor der Geburt auftreten können, werden von dem Test nicht erfasst“, so Cullen.

Der Mediziner räumt ein: „Natürlich wünschen sich alle Eltern ein gesundes Kind.“ Ein Recht darauf habe man aber nicht. „Stellen wir das Lebensrecht einiger grundsätzlich in Frage, so wird das Lebensrecht aller in Frage gestellt“, betont er.  DT/pm/mlu

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Meldung Ethik und Moral Katholizismus Lebensrechtsbewegung Lebensschutz Paul Cullen Radio Horeb Ärzte für das Leben

Weitere Artikel

Ja richtig, Frau Brosius-Gersdorf: Nach Kant und Katholischer Lehre ist jede direkte Tötung eines unschuldigen Menschen immer und überall unerlaubt. Und im Sozialstaat erst recht.
25.07.2025, 17 Uhr
Peter Schallenberg
Ein Thriller über moralische Grauzonen und raffinierte Taktiken, aber auch mit Hollywood-Klischees: „The Negotiator“.
29.09.2025, 15 Uhr
José García

Kirche

Hundert Jahre Christkönigsfest: Ein Bischof erinnert daran, dass die wahre Königsherrschaft Christi dort wächst, wo Liebe und Gerechtigkeit die Schwächsten erreichen.
23.11.2025, 13 Uhr
Heiner Wilmer
Alle Kirchen in der Türkei kämpfen heute ums Überleben. Griechen, Armenier, Syrer und Katholiken kooperieren in Istanbul. Papst Leo XIV. wird sie in wenigen Tagen. besuchen.
23.11.2025, 17 Uhr
Stephan Baier
Den Laien vor Ort sollen Synodalgremien vorgesetzt werden, die mitreden und Rechenschaft fordern dürfen – auch in Finanzfragen. Das wird sich jeder kluge Bischof gut überlegen.
23.11.2025, 11 Uhr
Regina Einig