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Kardinal Woelki warnt davor, Kirche neu zu erfinden

Mit Forderungen nach einer Anpassung der Kirche an den Zeitgeist sei es nicht getan, so der Kölner Erzbischof. Vielmehr müsse der überzeitliche Glaube nachvollziehbar bezeugt und verkündet werden.
Kardinal Woelki warnt vor Reformen der Kirche
Foto: Marius Becker (dpa) | Die Kirche stehe gerade auch für das Überzeitliche und sei „keine Manövriermasse, die uns in die Hände gegeben ist“, so der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki

In der Debatte um eine Reform der katholischen Kirche angesichts der Missbrauchskrise warnt der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki davor, eine neue Kirche zu erfinden. „Es gibt Stimmen, die jetzt denken, dass es an der Zeit ist, alles das, was bisher war, über Bord zu werfen“, so Woelki im Gespräch mit dem katholischen Fernsehsender EWTN. Er halte dies für sehr gefährlich. Die Kirche stehe gerade auch für das Überzeitliche und sei „keine Manövriermasse, die uns in die Hände gegeben ist“, so der Kölner Erzbischof.

Christen müssen alternative Kultur bilden, orienitiert am Evangelium

Es sei die Aufgabe der Christen, eine alternative Kultur zu bilden, die sich alleine an den Maßstäben des Evangeliums und am Willen Jesu ausrichte, so der Kardinal weiter. Deutlich sprach er sich gegen die Forderungen nach einer Anpassung der Kirche an den Zeitgeist aus. „Es ist nicht damit getan, den Zölibat abzuschaffen. Es ist nicht damit getan, jetzt zu fordern, dass Frauen zu den Ämtern zugelassen werden. Und es ist auch nicht damit getan, zu sagen, wir müssen eine neue Sexualmoral haben.“ Die Herausforderung bestünde darin, jenen überzeitlichen Glauben so zu bezeugen und zu verkünden, dass er für die Menschen heute verstehbar und nachvollziehbar werde.

Insbesondere die Bischöfe müssten dafür sorgen, das Glaubensgut der Kirche zu bewahren und in die Zeit hinein zu sagen und neu zu verkünden, „und es auch für die nach uns folgenden Generationen zu bewahren und es für sie so zu sagen, dass auch sie Christus als ihrem Heil begegnen können“.

Woelki: "Nicht selber anfangen, Heiligen Geist zu spielen"

Hoffnung gebe ihm, so Woelki, „dass Christus ist und bleibt und er weiterhin der Herr der Kirche ist und dass uns sein Heiliger Geist zugesagt und zugesprochen ist“. Damit Gottes Geist wirken und führen könne, müsse man sich jedoch für ihn öffnen. „Und wir müssen jetzt nicht selber anfagen, den Heiligen Geist spielen zu wollen.“

Im Gespräch mit EWTN äußerte sich Kardinal Woelki auch zu aktuellen politischen Debatte wie jener um das Werbeverbot für Abtreibungen. Hier müssen man leider feststellen, dass die Frage des Lebensschutzes gesamtgesellschaftlich immer mehr an Bedeutung verloren habe. „Und es ist zu befürchten, dass in den nächsten Jahren erneut die Frage nach Abtreibung und der Selbstverständlichkeit, die damit oft verbunden sei, wieder in den Mittelpunkt rücken werde. Mit dem Kompromiss zum Paragrafen 219a sei jedoch „Gott sei Dank“ eine Lösung gefunden worden.

Leben von Anfang an unter den Schutz Gottes gestellt

Katholiken könnten Abtreibungen selbstverständlich niemals zustimmen, so Woelki weiter. „Das Leben ist von Anfang an unter den Schutz Gottes gestellt. Und es ist geschützt vom Anfang bis zum Ende bis zum letzten Atemzug.“

DT/mlu

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