Der Familienbund der Katholiken (FDK) und der Verband kinderreicher Familien Deutschland e.V. (KRFD) haben den jüngsten Vorschlag des ifo-Präsidenten Clemens Fuest zum Elterngeld scharf zurückgewiesen. Das Elterngeld sei eine unverzichtbare familien- und wirtschaftspolitische Leistung, deren Bedeutung nicht relativiert werden dürfe.
Der Präsident des Familienbundes, Ulrich Hoffmann, betonte am Montag, dass die wirtschaftliche Lage vieler Familien durch die aktuelle Kritik verkannt werde. „Eine Abwertung des Elterngeldes als entbehrlich oder gar überflüssig wird der gesellschaftlichen Realität nicht gerecht“, erklärte Hoffmann.
Fuest hatte sich in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ für eine Abschaffung des Elterngeldes ausgesprochen und dies damit begründet, dass viele Empfänger finanziell gut aufgestellt seien und die Maßnahme nicht prioritär sei. Diese Auffassung weisen die Familienverbände entschieden zurück.
Auch der KRFD kritisiert die Aussagen von Fuest als realitätsfern und kurzsichtig. Die Bundesvorsitzende des Verbandes, Elisabeth Müller, betonte in einer Stellungnahme: „Das Elterngeld ist kein Luxus, sondern eine essenzielle Investition in Familien und die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Gerade Familien mit kleinen und mittleren Einkommen unterstützt es.“
Teil einer evidenzbasierten Familienpolitik
Der FDK betont, dass das Elterngeld Teil einer evidenzbasierten Familienpolitik sei, deren positive Auswirkungen mehrfach belegt seien. Studien zeigten laut dem Familienbund, dass das Elterngeld die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördere und zu einer höheren Beteiligung von Vätern an der Kindererziehung führe. Hoffmann verwies darauf, dass die Frauenerwerbstätigenquote seit der Einführung des Elterngeldes deutlich gestiegen sei, was wissenschaftlich belegt sei. Auch die Anzahl der Väter, die Elternzeit und Elterngeld in Anspruch nehmen, sei laut Studien von 3,5 Prozent im Jahr 2007 auf 46,2 Prozent gestiegen.
Zudem leiste das Elterngeld einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilität von Familien. Es senke das Armutsrisiko der Bezieher um nahezu zehn Prozentpunkte, insbesondere bei Alleinerziehenden. Darauf weist auch der KRFD hin: „Wer das Elterngeld infrage stellt, verkennt seine Bedeutung für die Stabilität unserer Sozialsysteme, die Fachkräftesicherung und eine nachhaltige Finanzpolitik. Familien sind das Fundament unserer Gesellschaft – ihre Unterstützung muss Priorität haben.“
Der FDK spricht sich entschieden gegen jede Relativierung der Bedeutung des Elterngeldes aus und fordert eine klare Bestätigung seines Stellenwerts in der Familienpolitik. Vielmehr sei eine Weiterentwicklung dieser zentralen familienpolitischen Leistung erforderlich. Insbesondere müsse der Mindestbetrag des Elterngeldes angehoben werden, da er seit seiner Einführung unverändert geblieben und durch die Inflation stark entwertet worden sei. DT/jna
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