Woher kam das Coronavirus? Als Anfang des Monats ein mehrere hundert Seiten starker Untersuchungsbericht des US-Kongresses veröffentlicht wurde, der auch die sogenannte „Labortheorie“ vertritt, drehte die große Frage nach den Ursprüngen der Pandemie nochmal eine Runde durch die Medien. War der Ausbruch doch kein rein natürliches Geschehen? Verfechter der Labortheorie sehen es so – demzufolge könnte ein Laborunfall im Institut für Virologie in Wuhan im Herbst 2019 das Virus freigesetzt haben.
Bundesregierung setzt auf umstrittene WHO-Studie
Anders als in den Vereinigten Staaten hat sich in Deutschland bislang keine Enquetekommission und auch kein Untersuchungsausschuss auf Bundesebene mit der Aufarbeitung der Corona-Pandemie befasst. Auch die politisch aufgeladene Frage nach dem Virusursprung, in der die Schuldfrage mitschwingt, wird von der Bundesregierung nicht mit großem Erkenntnisinteresse verfolgt. So verwies die Bundesregierung noch im Oktober 2024 auf eine kleine Anfrage der AfD zur Labortheorie auf eine über drei Jahre alte Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die auf der zweiwöchigen vor-Ort-Arbeit einer internationalen Forschergruppe im Winter 2021 basiert. Die Studie widmet der Labortheorie etwa eineinhalb ihrer 120 Seiten und wurde schon kurz nach Erscheinung von namhaften Wissenschaftlern als wenig ausgewogen kritisiert.
Besonders pikant: Einer der federführenden WHO-Studienautoren war der Präsident der „EcoHealth Alliance“, einer amerikanischen Forschungs-NGO, die in dem nun veröffentlichten US-Bericht besonders schlecht wegkommt. EcoHealth hatte unter Daszaks Leitung selbst sogenannte „Gain-of-Function“-Forschung an SARS-Coronaviren im Wuhaner Institut für Virologie durchführen lassen. Derartige Forschung unterliegt strenger Regulierung, um zu verhindern, dass dabei tatsächlich erst gefährliche Krankheitserreger entstehen. Eine neutrale Beurteilung der Labortheorie durch die WHO-Gruppe erscheint unter diesen Voraussetzungen als unwahrscheinlich. Die Unabhängigkeit der Forschergruppe wurde daher seinerzeit auch etwa vom bekannten deutschen Virologen Christian Drosten angezweifelt, der mittlerweile selbst aufgrund seiner Rolle in der Pandemie häufiger Kritik ausgesetzt ist. (DT/jra)
Was aber steht nun genau zu den Corona-Ursprüngen im neuen US-Bericht? Das erfahren Sie in der kommenden Ausgabe der „Tagespost“ und in den nächsten Tagen hier online.